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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0642
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

im Herbst 1944 etwa 1800 italienische Militärinternierte untergebracht350. Das Lager
für KZ-Häftlinge des Unternehmens Wüste mit einer Kapazität von 1400 bis 1500
Plätzen war schließlich der grauenhafte Schlusspunkt des Systems der Ausländerbeschäftigung
während des Nationalsozialismus im Kreis Hechingen351.

Ein Anspruch auf Vollständigkeit soll aus dieser Zusammenstellung nicht abgeleitet
werden. Der Eindruck drängt sich allerdings auf, dass in den Dörfern größerer
Wert darauf gelegt wurde, die Zivilarbeiter in Lagern zu konzentrieren, als in der
Kreisstadt Hechingen selbst.

1476 zivile ausländische Arbeiter waren nach einer Zusammenstellung der Staatspolizeileitstelle
Stuttgart Anfang Juli 1941 im Bereich der Außendienststelle Sigmaringen
, der dem Regierungsbezirk mit den beiden Kreisen Hechingen und Sigmaringen
entsprach, beschäftigt352. Für den Kreis Hechingen werden in einer Aufstellung
des Ausländeramts von 1944 für den Stichtag 1. April 1943 rund 570 ausländische
Arbeitskräfte angeführt, deren Zahl ein Jahr später, zum 30. März 1944, auf rund 960
gestiegen war, davon 190 Polen, 390 Ostarbeiter und 380 sonstige Zivilarbeiter353.
Insbesondere mit der Einrichtung der großen Lager in Bisingen und im Haigerlocher
Raum dürfte die Zahl im letzten Kriegsjahr noch einmal sprunghaft gestiegen sein.
Auf 1525 lassen sich die Kapazitätsangaben des 1949 vom International Tracing
Service in Arolsen veröffentlichten Lagerkatalogs für den Kreis Hechingen hochrechnen354
. Aber auch die Liste, die in Arolsen veröffentlicht wurde, galt als vorläufig.
Die französische Militärverwaltung, die 1950 einen Bericht über ihre Arbeit im Kreis
Hechingen anfertigte, sprach davon, dass im April 1945 „ungefähr 2000 ehemalige
Häftlinge, Deportierte und ausländische Flüchtlinge ... im Kreis untergebracht
waren"355.

350 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 361, Meldung der Ausländer. 2. Meldung der Ausländer.

351 StAS, Ho 235 St Paket 156, B.II.l Ausländische Arbeiter, Fremdenkontrolle 1942-1945.
StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Bisingen. Genannt werden
in der Ausländerliste der Gemeinde Bisingen von 1946 außerdem ein Lager Bisingen und ein
Lager Daimler-Benz, allerdings mit nur wenigen Arbeitern.

352 StAS, Ho 235 T 20 Abt. VIII Nr. 394, Beschäftigung ausländischer Arbeiter einschl.
Kriegsgefangene Band 2. Bl. 196-201. StAS, Wü 65/4 T 2 Nr. 911, Überwachung der im Kreis
eingesetzten ausländischen Arbeitskräfte 1941-1944 (Landratsamt Balingen). Auch in NS-
Erlasse (wie Anm. 92) S. 205-216.

353 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 361, Meldung der Ausländer. 5. Prüfung der Ausländerlisten.

354 Catalogue of Camps and Prisons in Germany and german-occupied Territories, Sept. Ist,
1939-May 8th, 1945. International Tracing Service. Arolsen 1949/1950. Reprint in: Martin
Weinmann (wie Anm. 104) S. 500f. Auf S. 183 wird auch das Konzentrationslager Bisingen mit
„1500 inmates" genannt, die nicht eingerechnet wurden. Roland Peter (wie Anm. 5) S. 35,
spricht von „über 5600 Menschen", die während des Weltkriegs in den Bereich des Arbeitsamts
Sigmaringen deportiert worden seien. Die Zahl dürfte zu niedrig sein.

355 Blau-Weiß-Rot: Leben unter der Trikolore. Die Kreise Balingen und Hechingen in der
Nachkriegszeit 1945 bis 1949. Bearb. von Andreas Zekorn. (= Zollernalb-Profile Bd. 5). Stuttgart
1999. S. 314. In der Zahl waren nach Angaben der Verfasser die französischen Gefangenen,
die bereits in ihre Heimat zurückgekehrt waren, nicht mehr enthalten.

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