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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0667
Rolf Vogt

kleidung an. Auch Fahrraddiebstähle kamen wiederholt vor464. Der Diebstahl von
Lebensmitteln und Kleidung wurde auch aus Nachbargemeinden gemeldet. Die
Zeitung sprach von flüchtigen Verbrechern [...], die sich mit Zivilkleidern getarnt
leichter dem Arm der Gerechtigkeit entziehen können und empfahl: Jeder tut deswegen
gut daran, Haus und namentlich Keller gut zu verschließen, um vor ungebetenem
Besuch sicher zu sein4b5.

Mit Besorgnis registriert wurde in Hechingen ein Raubüberfall in Dautmergen, bei
dem im Oktober 1944 ein Landwirtsehepaar ermordet und das Gehöft in Brand
gesteckt worden war. Der Fahndungsaufruf der Kriminalpolizeileitstelle Stuttgart,
den die Hohenzollerischen Blätter verbreiteten, gab schließlich als Täter drei flüchtige
sowjetrussische oder polnische Häftlinge an, die aus ihren Lagern entwichen sind
und zu diesem Zeitpunkt blauweiß-gestreifte Sträflingskleidung trugen46b. Häftlinge
aus einem Konzentrationslager, von denen das Unternehmen Wüste zwischen Zepfen-
han und Bisingen gerade sieben aufbaute oder bereits fertiggestellt hatte, wurden
damit in aller Öffentlichkeit gesucht. Die Hohenzollerischen Blätter sprachen allgemein
von einer wahren Landplage, zu der sich das Unwesen von flüchtigen Herumtreibern
, die auf Einbruch und Diebstahl angewiesen sind, entwickelt habe. Hoffentlich
gelingt es, zur Beruhigung der Bevölkerung, diesen unsauberen Gesellen das
Handwerk gründlich zu legen, wünschte sich der Rangendinger Berichterstatter467.
Als der Zusammenbruch nahte, kreisten die Gedanken nicht mehr nur um die
Flüchtlinge vor der Stadt. Gefürchtet wurden zuletzt die Unruhestifter unter den ausländischen
Arbeitern. Ihnen müssen die Betriebsführer rechtzeitig durch vernünftige
Aufklärung und notfalls durch rasches Zupacken entgegenarbeiten, forderten die
Hohenzollerischen Blätter für den Fall der Fälle. Notwendig sei, auch im Falle einer
Feindbesetzung die ausländischen Arbeiter zu führen und für sie zu sorgen4bS.

Die NSDAP tat ihr Bestes, die polizeiliche Überwachung wurde intensiviert. Im
Juli 1944 riefen die Hohenzollerischen Blätter einen Erlass des Reichsbauernführers
in Erinnerung, nach dem Betriebsführer ihre ausländischen Arbeitskräfte auf die
Ausweispflicht aufmerksam machen sollten. Ausländische Arbeitskräfte, die ohne
Ausweispapiere betroffen werden, laufen Gefahr von Polizeistreifen angehalten und

464 Ebd. Nr. 244/17.10.1944, Nr. 270/16.11.1944, 288/7.12.1944, 293/13.12.1944.

465 Ebd. Nr. 250/24.10.1944, 282/30.11.1944, 294/14.12.1944. Die Zeitung machte nicht für
jeden Diebstahl pauschal entflohene Arbeiter verantwortlich. Bei wiederholten Holzdiebstählen
Im Prinzling war sie sich beispielsweise sicher, dass bei diesen Fällen der Verdacht wohl
in andere Richtung zu lenken ist, s. Hz. Bl. Nr. 250/24.10.1944.

466 Ebd. Nr. 250/24.10.1944, 259/03.11.1944. Allerlei lichtscheues Gesindel[...] meist Flüchtlinge
aus Straf- und Gefangenenlagern, machten die Hz. Bl. Nr. 270/16.11.1944 für Diebstähle
verantwortlich. Zwischen Meßstetten und Ebingen war es bereits 1941 zu einem Mord an
einem Schäfer gekommen, für den drei russische Kriegsgefangene hingerichtet wurden, s. Hz.
Bl. Nr. 206/03.09.1941, 209/06.09.1941.

467 Ebd. Nr. 294/14.12.1944.

468 Ebd. Nr. 84/11.04.1945. Die Zeitung forderte ihre Leser dazu auf, nicht selbst zu
plündern, sondern Haltung und Autorität zu wahren.

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