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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0668
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

festgenommen zu werden, hieß es469. Die Männer der Stadtwacht sind auf dem
Posten, beruhigten die Hohenzollerischen Blätter470.

Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt Ende 1944 erließ der Sigmaringer Gendarmerie
-Hauptmann Heinz seinen Todesbefehl. Er ordnete an, „alle Flüchtlinge,
die wieder gefaßt würden, niederzuschießen und keinen lebend ins Lager zurückzubringen
", wie es später zusammenfassend hieß. Heinz war im Februar 1944 als SS-
Hauptsturmführer zum Führer der Gendarmerie im Regierungsbezirk Hohenzollern
ernannt worden. Im Februar 1945 wechselte er als Hauptmanngeschäftsführer zur
Gendarmerie nach Königgrätz. Sein Schießbefehl wurde den Gendarmen vor Ort
wohl in Dienstversammlungen bekannt gegeben. Die Aufgabe übernahmen in
Hechingen und Sigmaringen die Kreisführer der Gendarmerie, Johannes Beuck und
Ludwig Schneider, jeweils für ihren Dienstbezirk471. Die Streifen waren instruiert.

Tatsächlich wurden immer wieder Flüchtlinge gefasst. Flüchtige ausländische Arbeiter
seien in letzter Zeit mehrmals in der Umgegend aufgegriffen worden, stand
Mitte Oktober 1944 in der Zeitung472. Schon im Juli war aus Bisingen von der Festnahme
zweier entflohener französischer Kriegsgefangener durch den Amtsgehilfen
der Gemeinde berichtet worden473. Am 26. August ergriffen sieben Landwirte aus
Boll, unter ihnen der Bürgermeister, auf den Feldern zwei russische KZ-Häftlinge, die
zuvor um Essen gebeten hatten. Sie wurden in den Ortsarrest gebracht und dann von
der Gendarmerie der SS übergeben474. Auf frischer Tat fasste der Eigentümer eines
Schuppens in der Gammertinger Straße in Hechingen in der zweiten Oktoberhälfte
einen Polen, der von seiner Arbeitsstelle flüchtig gegangen war. Der Mann wurde
trotz Sträubens und mehrmaligen Fluchtversuches der Polizei übergeben. Sein Begleiter
konnte fliehen475. Am Außenbach bei Bisingen wurden am 20. Oktober 1944
drei italienische Zivilarbeiter gefasst, die sich dort ein Versteck gebaut hatten. Der
diensthabende Gendarmeriebeamte brachte sie gleich mit der Serie von Einbruchdiebstählen
im Dienstbezirk sowie in der Umgegend in Zusammenhang, bei denen
durchweg Lebensmittel gestohlen worden waren. Die Italiener wurden in das
Hechinger Gefängnis überstellt476. Im Januar 1945 wurde die Rangendinger Kompanie
des einige Wochen zuvor gebildeten Volkssturms eines Umhertreiberfs] habhaft,

469 Hz. Bl. Nr. 154/04.07.1944. Regierungspräsident Wilhelm Dreher wies in einer Dienstversammlung
der Bediensteten von Regierungsämtern im Hechinger Museum am 12.09.1944
die Schulen an, die Kinder bei den Heilpflanzen-Sammlungen nicht unbeaufsichtigt in Feld
und Wald sammeln zu lassen, da ihnen dort von allerlei Herumtreibern Gefahren drohen, s.
Hz. Bl. Nr. 216/14.09.1944.

470 Ebd. Nr. 170/22.07.1944.

471 ST Nr. 69/30.08.1946. Hz. Bl. Nr. 26/01.02.1944, 43/20.02.1945. Vgl. Hans Speidel: Der
Landkreis Hechingen 1945-1955. In: ZHG 1985. S. 243-284, hier S. 250.

472 Hz. Bl. Nr. 22/17.10.1944.

473 Ebd. Nr. 163/14.07.1944.

474 StAS, Ho 235 St Paket 156, B.II.4 Polizei, Kriegsgefangene 1942-1945. In der Akte sind
auch Festnahmen am 18.07.1944 bei Neufra und am 18.08.1944 bei Maria Trost im Walde
dokumentiert.

475 Hz. Bl. Nr. 248/21.10.1944.

476 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 361, Meldung der Ausländer. 2. Meldung der Ausländer.

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