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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0673
Rolf Vogt

nung für die Verwaltungseinheit in der Zuständigkeit der Hechinger Militärregierung,
Fragebögen zur Bevölkerungsstatistik vor. Das Landratsamt Hechingen hatte sie im
Auftrag der Militärregierung weitergegeben. Nach der Auflistung des Bürgermeisteramts
Hechingen gab es zu dem Zeitpunkt 418 Russen im champs de Hechingen49b.
Zusammengezogen wurden in dem Lager russische Zivilarbeiter aus dem gesamten
Gebiet des Kreises Hechingen. Uber dem Lagereingang soll ein Bildnis des sowjetischen
Staatschefs Stalin angebracht gewesen sein497.

Die Stadtverwaltung hatte für die Einrichtung des Lagers zu sorgen. Anfang Juni
1945 beantragte das Bürgermeisteramt Hechingen bei der französischen Militärregierung
Schlafdecken, Schuhe und Wische für die ausländischen Zivilpersonen im Lager
Hechingen. Sie empfahl die Beschlagnahme der benötigten Ausstattung aus den
Beständen der Firma Grotz498. Vermutlich holten sich die Bewohner des Lagers auch
selbst, was sie brauchten. Hermann Zimmermanns Lager in der Tübinger Straße
jedenfalls wurde zum Teil ausgeräumt. Die Insassen des Russenlagers (RAD-Lager)
haben im oben genannten Lager sämtliche Glühlampen einschl. Beleuchtungskörper,
sowie die Stühle und Öfen abgeholt und dort verwendet, reklamierte er am 18. Juli
1945 bei der Stadt. Er bat um Rückgabe nach Räumung des Russenlagers499. Zu
erledigen hatte die Stadtverwaltung Hechingen auch die Kassengeschäfte des Lagers,
offenbar im Auftrag des Landkreises, denn das Bürgermeisteramt Hechingen forderte
regelmäßig die Erstattung der Auslagen für das Lager ein. Nach einer Aufstellung
vom 11. Juli 1946 leistete die Stadt vom Kriegsende bis zum 30. Juni 1946 Zahlungen
für das Russenlager in Höhe von 45.148 RM500.

Aufgelöst wurde das Lager im September 1945. Die „Insassen", wie sie Walter
Sauter später bezeichnete, „zuletzt über 500, wurden in zwei Schüben abtransportiert
"501. Bereits Anfang August hatte nach dem Bericht der Stadtchronik ein

496 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen/Radioabgabe/Sonstiges. 2. Besatzungsangelegenheiten
, Einzelne Requisitionen 1945-46.

497 Chronik-Entwurf (wie Anm. 21) S. 104. „Die 400 Insaßen erhielten eine reichliche
Verpflegung und mußten aus den Beständen in den Lagergeschäften und Fabriken mit
Bekleidung und Schuhwerk ausgestattet werden", heißt es dort weiter.

498 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen/Radioabgabe/Sonstiges. 2. Besatzungsangelegenheiten
, Einzelne Requisitionen 1945-46.

499 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945.

500 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 9700, Ohne Titel. Nach einer zweiten Aufstellung vom
17.06.1946 in einem Schreiben des Bürgermeisteramts an das Landratsamt werden die Ausgaben
bis zum 31.05.1946 für das Russenlager mit 45.147,68 RM angegeben. Das Bürgermeisteramt
forderte das Landratsamt in dem Schreiben dringend dazu auf, die Beträge zu
erstatten. Die Stadt könne auf keine Kassenbestände mehr zurückgreifen und sei andernfalls
[...] nicht mehr in der Lage [...] ihren Verpflichtungen weiterhin nachzukommen.

501 Walter Sauter (wie Anm. 21) S. 244. Nach Nachrichtenblatt Nr. 8/14.09.1945 verringerte
sich die Zahl fremdländischer Arbeiter im Kreis Hechingen in der ersten Septemberhälfte
nach Abgang der Russen um fast 1200 Personen. Auch in Bisingen gab es im Juli 1945
ein Russenlager, dem die Hechinger Firma Grotz Trainingsanzüge und anderes lieferte, deren
Bezahlung sie beim Landratsamt beantragte, s. StadtAH, A200 Reg.-Nr. 9731, Requisitionen
/Radioabgabe/Sonstiges. 2. Besatzungsangelegenheiten, Einzelne Requisitionen 1945-46.

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