Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0678
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Ende August 2000 entschieden, einen eigenen, mit zehn Millionen Mark dotierten
Entschädigungsfonds einzurichten, anstatt der Stiftungsinitiative beizutreten526. Der
Stiftungsinitiative trat die Stadt Rottweil im Dezember 2000 bei. Der Gemeinderat
entschied fraktionsübergreifend, sich mit dem Betrag von 10.000 Mark zu beteiligen.
Die Stadt Rottweil rief gleichzeitig zu einer Spendenaktion zur Aufbringung des
Beitrags auf527. Das Staatsarchiv Sigmaringen setzte mit finanzieller Unterstützung
des Arbeitsamts Balingen Ende 2000 eine Projektgruppe ein, die in ihren Beständen
Hinweise nach Zivilarbeitern suchen sollte. Die Gruppe hat in mehreren Veröffentlichungen
und mit einem ausfürlichen Internet-Auftritt ihre Arbeit dokumentiert528
.

In der näheren Umgebung von Hechingen fand die bundesweite Debatte nur
geringen Widerhall. Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen warb im Frühjahr
2000 mit einem von ihrem Präsidenten Dr. Uwe Jens Jasper gezeichneten Rundschreiben
für den Beitritt zur Stiftungsinitiative. Zu dem Zeitpunkt waren wohl erst
neun Firmen aus dem Bereich der Handelskammer dem Entschädigungsfonds beigetreten529
. Bis Mitte Mai 2000 hatte der Aufruf Erfolg bei 26 Betrieben, einer davon
kam aus dem Zollernalbkreis, die Firma Rohrbach Zement in Dotternhausen530. Eine
andere, Trigema in Burladingen, die frühere Trikotwarenfabrik Gebr. Mayer, lehnte
den Beitritt kategorisch ab. Alleininhaber Wolfgang Grupp deutete den Brief der
Handelskammer im Juni 2000 als versuchte Erpressung und bediente sich einer
durchaus gängigen Argumentation, als er argwöhnte, der Streit um die Zwangsarbeiterentschädigung
sei das Werk findiger Rechtsanwälte, die Lücken gefunden
hätten531. Grupp bekräftigte ein Jahr später seine Haltung532. Das Werben der Industrie
- und Handelskammer mit zwei Briefaktionen, Aufrufen in der Kammerzeitschrift
und persönlichen Bemühungen von Präsident Uwe Jens Jasper endete nach der
Einschätzung von Hauptgeschäftsführer Dieter Barth nicht gerade überwältigend.
Immerhin traten bis November 2000 auch die Hechinger Firma Volma und das Bisin-
ger Textilunternehmen Maute der Stiftungsinitiative bei533.

Aufsehen erregte der Arzt und SPD-Politiker Dr. Horst Prautzsch mit einem offenen
Brief an die katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus Bisingen am 13. August
2000. Der in Bisingen geborene und in Trochtelfingen lebende Arzt, der sich zu diesem
Zeitpunkt anschickte, Landtagskandidat seiner Partei zu werden, forderte die
Pfarrgemeinde auf, ihre Mitschuld an der Beschäftigung von Zwangsarbeitern einzusehen
auf der Homepage der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, auf denen sie über ihre
Arbeit informiert, s. www.akademie-rs.de/highlight/001110_zwangsarbeit_kommission.htm.

526 SB Nr. 200/30.08.2000.

527 Ebd. Nr. 290/15.12.2000.

528 Ebd. Nr. 114/18.05.2001. Volker Trugenberger und Franz-Josef Ziwes (wie Anm. 107).
NS-Erlasse (wie Anm. 92). www.lad-bw.de/stas/aktuell/zwangsarbeiter/index.htm.

529 ST Nr. 72/27.03.2000.

530 SB Nr. 108/11.05.2000.

531 Ebd. Nr. 137/16.06.2000.

532 HZ Nr. 97/27.04.2001, SB Nr. 103/05.05.2001, 107/10.05.2001.

533 HZ Nr. 253/02.11.2000.

663


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0678