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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0679
Rolf Vogt

gestehen und dem Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft beizutreten.
Prautzsch berief sich auf den ehemaligen KZ-Häftling Is Arbeid, einem Niederländer,
der schon Jahre zuvor von einem Arbeitseinsatz im Frühjahr 1945 zur Reparatur des
durch einen Bombenangriff schwer beschädigten Kirchendachs berichtet hatte.
Prautzsch führte erschwerend an, dass der Bisinger Pfarrer den Häftlingen mit
Gleichgültigkeit begegnet sei und damit mit den Nazis kollaboriert oder die Verbrechen
zumindest mitgetragen hat. Die Erzdiözese in Freiburg, die zu dem Zeitpunkt
nach dem Rottenburger Vorbild gleichfalls Nachforschungen zu ihrer Zwangsarbeiter
-Vergangenheit begonnen hatte, sagte zu, den Fall ganz sicher nicht zu den Akten
zu legen. Im Erzbischöflichen Archiv fand sich allerdings nur eine in dieser Hinsicht
nichtssagende Beschreibung der Dacharbeiten durch den Bisinger Pfarrer. Der Pfarrgemeinderat
St. Nikolaus beschäftigte sich am 20. September mit dem Fall. Er be-
schloss, eigene Nachforschungen anzustellen, um herauszufinden, welchen Anteil
Zwangsarbeit an der Reparatur des Kirchendachs hatte. In den folgenden Wochen
veröffentlichte die Pfarrgemeinde wiederholt Aufrufe in ihren Spalten im Nachrichtenblatt
Bisingen, in denen Zeitzeugen aufgerufen wurden, ihre Erinnerungen mitzuteilen
. Altbürgermeister Egbert Zäh suchte im Archiv der Pfarrgemeinde nach
Hinweisen. Beide Wege führten zu keinem Erfolg. Der Pfarrgemeinderat beurteilte
das Ergebnis seiner Suche am 31. März 2001 in einer nichtöffentlichen Sondersitzung.
Er lehnte einen Beitritt der Kirchengemeinde zum Entschädigungsfonds ab534.

In Balingen nahm die Volkstanzgruppe Frommern im Herbst 2001 Kontakt zu
einem früher im Ölschieferwerk beschäftigten kroatischen Arbeiter auf. Der Kontakt
, der bei einem Besuch des Kroaten in Frommern vertieft wurde, hatte sich aus
Zufall auf einer Urlaubsreise ergeben535. Das Stadtarchiv Albstadt ermittelte in mehrmonatiger
Suche aus der Einwohnermeldekartei die Namen von mehr als 1600 ausländischen
Arbeitskräften, die während des Krieges allein in Ebingen lebten. Über die
Ergebnisse seiner Nachforschungen informierte Stadtarchivar Dr. Peter Thaddäus
Lang im Oktober 2002 die Zuhörer seines Vortrags im Maschenmuseum. Er beklagte
das geringe öffentliche Interesse an dem Thema536.

Die Stadt Hechingen hat bislang keine Diskussion über die Zwangsarbeit geführt.

534 SB Nr. 188/16.08.2000, 189/17.08.2000, 202/01.09.2000, 220/22.09.2000, 79/
04.04.2001.

535 Ebd. Nr. 176/02.08.2001, 252/31.10.2001, 259/09.11.2001, 225/27.09.2002. Vgl. Ölschieferwerk
Frommern. Industriereportage (1947). Albstadt 2002.

536 Zollern-Alb Kurier Nr. 234/09.10.2002. Vgl. den Aufsatz von Peter Thaddäus Lang (Von
Abritzkaja bis Zwojenko. Einwohnermeldekarten als Quelle zur Geschichte ausländischer
Arbeitskräfte in Ebingen 1939-1945) in der demnächst erscheinenden Zeitschrift für Württembergische
Landesgeschichte.

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