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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0689
Wolfgang Wenzel

gibt doch, versteht man unter Bahnhof das sog. Verwaltungs- oder Empfangsgebäude
als für das Publikum wesentliche Kernstück einer Gesamtanlage, auch die abgerückte
Lage gegenüber den Geleisen und das Fehlen eines unmittelbar daran anschließenden
sog. Hausbahnsteigs, paradoxerweise gerade der Bildnachweis das Rätsel auf: Wo
lag er sich eigentlich, der badische Bahnhof? Die Recherchen hinsichtlich der scheinbar
verblüffenden, fast provokanten Fragestellung, führten, wie sich zeigen sollte,
nicht nur zu einer noch überraschenderen Antwort, sondern legten zugleich einige in
Vergessenheit geratene Aspekte zu Planung und Bau der badischen Bahn Meßkirch -
Sigmaringen offen, die in der heimat- und eisenbahngeschichtlichen Literatur -
soweit ersichtlich - bislang noch keine Berücksichtigung gefunden hatten und deshalb
Anlaß geben sollten, den Bogen der Betrachtung etwas weiter zu spannen.

Die Geschichte der Eisenbahnstrecke Meßkirch - Sigmaringen ist nicht nur ein
Teilaspekt der Geschichte der badischen Eisenbahnen, sondern vor allem auch Teil
der Geschichte der Eisenbahnen in Hohenzollern, welche wiederum durch die Beziehungen
zu den Nachbarstaaten bestimmt wurde. Denn noch ehe man auf der ersten
württembergischen Eisenbahnstrecke zwischen Cannstatt und Untertürkheim am
22.10.1845 die regelmäßigen Fahrten aufgenommen hatte, war auch im Fürstentum
der Wunsch nach einer Eisenbahnverbindung geweckt worden; doch war der Eisenbahnbau
angesichts der engbegrenzten Ausdehnung der Hohenzollerischen Lande
von vornherein von der Verbindung mit den Königlich Württembergischen bzw.
Großherzoglich Badischen Eisenbahnen abhängig. Der Eisenbahnbau mußte sich
deshalb danach orientieren, welche Bahnen von diesen ins Leben gerufen würden. In
einer Unterthänigsten Darlegung der Eisenbahnen der Nachbarstaaten, deren Vortheile
und Nutzen für das Fürstenthum, sowie der etwa von hier aus zu ergreifenden
Maßregeln vom 16.9.18456 gibt der Verfasser seiner Regierung im Hinblick auf die
badischen Bahnen und konkret an eine projektierte Bahn durch das Kinzigthal und
den Schwarzwald an den Bodensee zur Erwägung: Kommt diese Bahn in der Nähe
von Stockach heraus, so wird sie für die Süd-, Nord- und Westverbindungen des
Fürstenthums die wichtigste. Die bedauerliche Seite des hiesigen Eisenbahnwesens
wurde jedoch darin gesehen, daß eine Verbindung mit einer solchen und anderen
Bahnen erst zustande kommen werde, wenn jeder einzelne Staat seine Sonderinteressen
schon gewahrt habe. Man könne derweil nur abwarten, ob und welche Eisenbahnen
in die Nähe des Fürstentums gelangen, und den Verkehr zwischen den Eisenbahnen
und auf die Stationen derselben erleichtern, und zwar durch gute Straßen
und durch gute Postverbindungen. Vielleicht werde diese Art Zwischenverkehr, so
schließt der Bericht tröstlich, später vortheilhafter für das Fürstenthum wirken,
als eine mitten durchziehende Eisenbahn, welche die Fremden und Güter ohne Aufenthalt
nur schnell vorbeiführen würde, ohne daß dadurch dem Lande ein großer
Nutzen erwüchse.

So konnte man erst, nachdem die Badische Zweite Kammer sich im Frühjahr 1856
in geheimer Sitzung mit Vorschlägen zur Herstellung neuer Eisenbahnverbindungen
beschäftigt und namentlich den Bau der Kinzigtal(Schwarzwald)bahn und einer Linie

6 StAS Ho 235 Bd. 11 Abt. I Sect. V Nr. 721.
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