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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0717
Neues Schrifttum

Leinwand üblich, so hat man sich jetzt für dunkelblaues Papier entschieden. Warum,
so fragt sich der unbedarfte Leser, muss Heidenheim derart mutwillig aus der Reihe
tanzen? Warum, so fragt sich der Bibliothekar, wird ihm die Freude an einer makellos
gleichförmigen Kreisbeschreibungs-Reihe vorenthalten?

Was den Inhalt anbelangt, so tut sich der Rezensent außerordentlich schwer,
irgendwelche Haare in der Suppe zu finden. Die einzelnen Abschnitte sind ausnahmslos
von überaus kompetenten Fachleuten verfasst; das wissenschaftliche
Niveau der vorangegangenen Bände wird auf jeden Fall erreicht, wenn nicht gar übertroffen
. Einzig und allein könnte der nicht ganz glücklich strukturierte Durchgang
durch die Geschichte (im ersten Band) bemängelt werden: Da hat man zunächst die
„Geschichtlichen Grundlagen" (Abschnitt III, S. 125-244), welche die Zeit des Alten
Reiches umfassen. Damit reißt der chronologische Faden ab. Mit dem Abschnitt VIII
„Öffentliches und kulturelles Leben" (S. 405-411) springt die Darstellung unvermittelt
zur Gegenwart, wobei der Autor, ausgehend von der Bundestagswahl des Jahres
1998, bis zum Kriegsende 1945 zurückkrebst. Die entstandene Lücke von rund 150
Jahren wird im Anschluss daran in einem „Historischen Rückblick" (S. 411-417) fast
ganz geschlossen. Das Wort „fast" ist zu betonen, denn die Zeit des Nationalsozialismus
ist nirgends so richtig aufzufinden. Einen reichlich schwachen Ersatz mögen
vielleicht die Kurzbiographien von Erwin Rommel, Eugen Bolz und Johann Georg
Elser bieten (S. 418-420). Diese drei Lebensabrisse sind Teil des Kapitels „Politische
Lebensbilder", in welchen noch weitere Berühmtheiten aus dem Heidenheimer Kreisgebiet
abgehandelt sind, unter anderen auch Ludwig Erhard und Eugen Loderer.

Angesichts der ansonsten fulminant vollbrachten Leistung sind diese Unebenheiten
freilich nahezu bedeutungslos, und dergestalt trifft noch immer zu, was
ich 1999 im „Rottenburger Jahrbuch" (Bd. 18,1999, S. 339) über den Landkreis Reutlingen
zu Papier brachte: „So ist den 'kreisbeschreibungsmäßig' nachfolgenden Land-
und Stadtkreisen denn zu wünschen, dass das in den letzten Bänden erreichte Niveau
auch fürderhin gehalten werden möge."

Es steht freilich zu befürchten, dass es bei diesem Wunsch bleiben wird, und dass
die drei oben genannten, äußerlichen Veränderungen die Vorboten weiterer und wirklich
drastischer Wandlungen sind. Mit Schreiben Az. 1-0451.1 vom 17. April 2000
(mitgeteilt vom Städtetag Baden-Württemberg, Rundschreiben R 2950/2000 vom
14.6.2000) präsentiert nämlich das baden-württembergische Staatsministerium eine
neue Konzeption für die Kreisbeschreibungen, die unter dem Strich den durchschnittlichen
Umfang pro Landkreis auf zwei Bände mit jeweils 400 Seiten beschränkt
und außerdem das wissenschaftliche Personal von 14 auf 9 Stellen reduziert
(S. 5), was aber „nicht zu einer verlangsamten Publikationsfolge" führen soll (S. 6).
Ein Zurückstutzen des wissenschaftlichen Mitarbeiterstabs um mehr als 35 Prozent
- und das bei gleich bleibendem Arbeitstempo, das kann unweigerlich nur Eines
bedeuten: Einen starken Verlust an Substanz, einhergehend mit einem gewaltigen
Absturz der Qualität! Damit müssen sich nicht nur alle Landkreise betrogen fühlen,
die in Zukunft nach dieser kümmerlichen Schmalhans-Konzeption traktiert werden
sollen (allen voran der Hohenlohekreis wie auch die Landkreise Rottweil, Schwäbisch
Hall und Esslingen, die demnächst zur Bearbeitung anstehen bzw. in Bearbeitung
sind), sondern darüber hinaus alle zukünftigen Generationen von Heimatforschern,

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