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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0740
Besprechungen

als „dritte universale Gestalt des Weltgeistes" bezeichnet. Als Prototypen erkannte er
Frankreich und England an. Was das Deutsche Reich und Italien betraf, sah er unter
dem Eindruck der Niederlagen gegen das revolutionäre Frankreich v. a. die Strukturprobleme
- eine durch „rechtliche Anarchie" bzw. eine überholte Lehensverfassung
zermürbte Staatlichkeit. So musste Hegel der „alten deutschen Freiheit" ambivalent
gegenüber stehen und letztlich eine Apologetik fremder Eroberung des Reiches
skizzieren {Hans Maier, S. 497-510). Doch der nationale Machtstaat birgt bekanntermaßen
eigene Risiken. Seine Symbiose mit der berufsständisch organisierter
Industriegesellschaft in Deutschland ließ der „civil society" kaum eine Chance. Die
stetige Identifizierung von Fortschritt mit staatlicher Modernisierungspolitik verdecke
„bedeutsame Alternativen historischen Prozesses" (S. 156). Lothar Gall greift
damit einmal mehr in die alte Debatte um den „deutschen Sonderweg" ein; konkret
wendet er sich gegen Thesen von der Rückständigkeit deutscher Kommunen
zwischen 1648 und 1871.

Immer wieder rekurrieren die Beiträge auf übergreifende Fragestellungen: Territoriale
Staatsbildung versus „Freiheit", „Kommunalismus" und/oder landständische
Repräsentation, Konfessionalisierung von oben versus Pluralität im Glauben und
Mitwirkung von unten, Modernisierung versus konservative Beharrung einschließlich
der Rolle des „Gemeinen Mannes" in beidem - in einer beeindruckenden Versammlung
bearbeiten 33 Autorinnen und Autoren diese Spannungsfelder mit hohem
Nutzen für die Leserschaft. Die Festschrift hebt sich von anderen Produkten dieses
Genres dadurch ab, dass sie ein Fest historischen Argumentierens feiert. Ernüchternd
ist allenfalls der Befund, dass die maßgeblichen Beiträge Peter Blickles zur Refor-
mations- und Bauernkriegsforschung nur in „Spuren" und mit unzureichendem
Quellenangebot Eingang in die Schulbücher finden {Franziska Conrad, S. 412).

Freiburg i.Br. Martin Zürn

Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. von Andreas Zekorn,
Bernhard Rüth, Hans-Joachim Schuster und Edwin Ernst Weber. Konstanz: UVK
Verlagsgesellschaft 2002. 244 S., zahlreiche Abb.

Die „Vorderösterreich-Renaissance" der letzten Jahre hat die vier Landkreise Rottweil
, Sigmaringen, Tuttlingen und Zollernalbkreis 1999 zu einer regionalen Tagung
motiviert. Der vorliegende Band, herausgegeben von den vier Kreisarchivaren, dokumentiert
diese Veranstaltung.

Nach der resümierenden „Einleitung" von Andreas Zekorn (S. 9-16) akzentuiert
Franz Quarthai in seinem Beitrag über „Habsburg am oberen Neckar und an der
oberen Donau" (S. 17-53) vornehmlich die Rivalität zwischen Habsburg und Württemberg
im 14. Jahrhundert. 1381 verkaufte Graf Rudolf von Hohenberg seine
Grafschaft Hohenberg an Herzog Leopold von Osterreich. Damit war Markgraf
Bernhard von Baden, der sich aufgrund einer Heiratsabrede Hoffnung auf das Territorium
machen durfte, „ausgebootet" (S. 37). Quarthals zweites Fallbeispiel ist die

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