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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0747
Neues Schrifttum

In einem ersten Teil verfolgt Vf. die zwischen Universität und Ritterakademie oszillierende
Adelserziehung. Dabei schildert er in allen quellenmäßig verifizierbaren Einzelheiten
den Weg der jungen Stühlinger Grafen Anton Maria Friedrich (:;i661), Prosper
Ferdinand ("1662) und Leopold Marquard (*1666) einerseits und der jungen Meßkircher
Grafen Friedrich Christoph (;:"1662), Froben Ferdinand ('"1664), Karl Egon (::"1665) und
Philipp Karl (::'1669). Sie kamen weit herum, die jungen Grafen: Stationen auf ihrem
Ausbildungsweg waren unter anderem Metz, Dillingen, Köln, Prag, Würzburg, Turin,
Paris, Löwen, Brüssel, Rom, Feldkirch, Besancon, Zürich, Mailand und Genua. Alle
jungen Grafen hatten unentwegt mit gleich bleibenden Problemen zu kämpfen: Einmal
mit permanenter Geldnot (teilweise hervorgerufen durch Spielleidenschaft), zum andern
mit den sie begleitenden Hofmeistern, deren erzieherische Autorität sie nicht immer
anerkennen wollten (vor allem, wenn es um das Geld Ausgeben ging).

In einem zweiten Teil zeigt uns Vf. die Karriereverläufe der bereits oben genannten
, jungen adeligen Herren, die teils bei der Kirche (meist in Domkapiteln), teils
beim Militär und teils in weltlichen Ämtern unterzukommen suchten. Hierbei spielten
Beziehungen, Intrigen und Bestechungsgelder die Hauptrolle.

In einem dritten Teil schließlich geht Vf. ein auf die Möglichkeiten zur Absicherung
der einmal erreichten, gesellschaftlichen Position. Darunter ist zu verstehen
einmal die Erhebung in den Fürstenstand, so geschehen 1664 (vorüber gehend) und
1716 (endgültig), dann aber auch die Verwaltungsreformen und die Modalitäten
der Schuldenregulierung, denn einem überschuldeten Territorium fehlt es an Geld,
um die standesgemäßen Karrieren des adeligen Nachwuchses zu finanzieren. Kurzbiographien
, Familientafeln, Abkürzungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis (über
700 Titel!) sowie Personen- und Ortsregister ergänzen den Textteil.

Die extrem breite Ausführlichkeit der Darstellung erweckt den Eindruck, dass
nichts, aber auch rein gar nichts, ausgelassen oder übergangen worden sei. Eine derartige
Darstellung nötigt allerdings sogar dem interessierten Leser ein Höchstmaß an
Durchhaltevermögen ab. Zudem bleibt Vf. an dem einen oder anderen Punkt m. E.
doch zu sehr der adeligen Sehweise der Dinge verhaftet. So werden die allfälligen
pekuniären Zuwendungen an Sekretäre, Hofräte und Kanzler kaum einmal als das
bezeichnet, was sie tatsächlich sind, nämlich Bestechung. So rückt denn auch das
Wort „Ämterschacher" in greifbare Nähe, wenn Würdenträger durch das Angebot
einer Pension zum Amtsverzicht verlockt werden soll, um dadurch für einen der
jungen Grafen den Platz frei zu machen (S. 104,110). Noch ein drittes Beispiel: Wenn
Froben Ferdinand so viel Tokaier trinkt, dass er das noch am übernächsten Tag spürt,
dann war dies nicht die Folge „gelöster Stimmung", wie Vf. abschwächend meint (S.
299), sondern, das Resultat eines handfesten Völlrausches.

Dessen ungeachtet wird der Fürstenberg-Fachmann vorliegende Studie in seinem
Bücherschrank gerne neben den Arbeiten von Ronald Asch, Ingfried Dold, Erwein
Eitz und Daniel Wesely einreihen.

Albstadt Peter Thaddäus Lang

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