Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0759
Neues Schrifttum

und Vermittlung ausgerichteten Kirchenpolitik erscheint der spätere Theologie-
Professor, Bischof und Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, dieser „Mann
von unerbittlicher Friedfertigkeit" {Hans Maier), als Geistesverwandter des Mailänder
Kardinals aus dem 16. Jahrhundert.

Neben derartigen, durchaus reizvollen Bewertungen und geschichtlichen Rückgriffen
erliegt Deckers gelegentlich der Versuchung allzu platter Deutungen und oberflächlicher
Verallgemeinerungen des vermeintlichen hohenzollerischen „Volkscharakters
" und der Lebensverhältnisse in der Heimat Lehmanns. Sein Befund, wonach die
Leute zwischen Neckar und Donau „mit der Endlichkeit des Horizonts wohlvertraut
, bar jeder Leichtigkeit, gläubig, nicht ohne einen Zweifel bis hin zur Schwermut,
aber mitunter von einem heiligen Ernst (seien), daß der Himmel über den Bergen weit
wird" (S. 49), ist zwar schön formuliert, reduziert den hohenzollerischen Menschenschlag
indessen allzu schlicht auf das gott- und naturgegebene Schicksal grüblerischer
Schwerblüter. Die hohe konfessionelle Geschlossenheit Hohenzollerns bis zu den
Verwerfungen des Zweiten Weltkriegs sodann ist durchaus nicht einmalig, wie
Deckers wahrhaben will (S. 200), sondern findet sich in vergleichbarer Ausprägung in
nicht wenigen ländlichen Gebieten Deutschlands, darunter auch im benachbarten
württembergischen Oberschwaben.

Interessant, mitunter sogar spannend zu lesen sind die differenzierten, manchmal
auch kritischen Würdigungen von Wegbegleitern und Lehrmeistern Lehmanns, angefangen
vom damaligen Veringenstädter Ortspfarrer und den Sigmaringer Gymnasiallehrern
über die Leitfiguren seiner akademischen Laufbahn in Freiburg, Rom, München
, Mainz und wiederum Freiburg bis hin zu den Spitzen des deutschen Katholizismus
. In seiner „hohenzollerischen Phase", die 1956 mit einem glänzenden Abitur
am Staatlichen Gymnasium in Sigmaringen endet, hat den jungen Karl Lehmann
offenbar vor allen anderen der Lehrer und spätere Professor Dr. Rudolf Nikolaus
Maier beeindruckt und das philosophische und literarische Interesse des künftigen
Kirchenmanns geweckt. Seine Entscheidung, zum Wintersemester 1956 in Freiburg
das Theologiestudium aufzunehmen und den geistlichen Stand anzustreben, habe er
- darauf legt Lehmann im Rückblick großen Wert - ohne Druck und Zwang von
Seiten des Elternhauses und seiner Lehrer, „in Ruhe und Freiheit" aus eigenem
Entschluss getroffen.

Die weitere Laufbahn des begabten Theologen vollzieht sich fernab der hohenzollerischen
Heimat: Zunächst an der Universität Freiburg und seit 1957 sodann an
der Päpstlichen Universität „Gregoriana" und am „Germanikum" in Rom, wo er den
Amtsantritt des Reformpapstes Johannes XXIII., die Vorbereitung und den Beginn
des 2. Vatikanischen Konzils erlebt und als Hilfskraft des Konzilstheologen Karl
Rahner zeitweise sogar inhaltlich in das bewegende Geschehen involviert ist. Seine
philosophische Promotion 1962 gilt dem Thema „Vom Ursprung und Sinn der Seinsfrage
im Denken Martin Heideggers", fünf Jahre später folgt gleichermaßen glänzend
eine theologische Promotion zu einem christologischen Thema. Ausgehend von der
Bekanntschaft aus römischen Konzilstagen wird Lehmann 1964 zunächst in München
und sodann in Münster Mitarbeiter von Karl Rahner, des von seinem Schüler
hochgeschätzten „Bahnbrechers moderner Theologie", ehe er selbst eine theologische
Professur 1968 zunächst in Mainz und 1971 sodann in Freiburg erlangt. Der rastlose

744


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0759