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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0761
Neues Schrifttum

Thomas Schnabel: Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952; Stuttgart:
Verlag W. Kohlhammer 2000. 298 S. mit schw.-weißen und farbigen Abb.; ders.:
Geschichte von Baden-Württemberg 1952 - 2002. Stuttgart: Verlag W Kohlhammer
2001. 320 S. mit schw.-weißen und farbigen Abb.

Uwe Uffelmann: Politische Wegzeichen. Bausteine zu den westdeutschen Weichenstellungen
und zur staatlichen Formierung Südwestdeutschlands nach dem Zweiten
Weltkrieg, Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2002. 286 S.

Manfred Waßner: Kleine Geschichte Baden-Württembergs. Stuttgart: Theiß 2002.
191 S. mit farbigen Karten.

Paul-Ludwig Weinacht: Die badischen Regionen am Rhein. 50 Jahre Baden in Baden-
Württemberg - Eine Bilanz. Baden-Baden: Nomos 2002. 555 S. mit schw.-weißen
Abb. und Karten.

Anekdoten, derbe Witze, feinziselierte Dialektstudien, politische Analysen, eingestreute
soziologische Weisheitslehren, literatur- und landesgeschichtliche Studien - die
methodische Bandbreite von Hermann Bausingers Darstellung zum „Vielvölkerstaat"
Baden-Württemberg ist wahrlich imposant, ebenso die dabei zutage geförderte Materialfülle
, die in einer originellen Gliederung mit immer weitergehenden historischen Tiefenbohrungen
präsentiert wird. Selbst für kleinste Räume (etwa das Gebiet Villingen-
Schwenningen) kann Bausinger so höchst komplexe Strukturen nachweisen. Gerade
diese Fülle von Befunden lässt ihn als profunden Kenner zu dem Schluss kommen, dass
zwar sehr häufig historische Territorialzugehörigkeiten heutige regionale Unterschiede
erklären, aber eben nicht immer; zu komplex ist die historische „Schichttorte" (S. 281)
im Südwesten. In der Regel lassen sich jedoch scheinbar naturwüchsige regionale Verhaltens
- und Mentalitätsunterschiede auf sehr konkrete historische Erfahrungen und
Gewohnheiten der jeweiligen Bewohner zurückführen: auf Erbrecht und Siedlungsformen
, Konfessionsgrenzen und pietistische Prägungen, auf Traditionen des liberalen
badischen Großherzogtums oder des konservativen württembergischen Königreichs.
Für die Zeit der Südweststaatbildung werden die Antagonisten Reinhold Maier und
Leo Wohleb trefflich in ihrem menschlichen wie politischen Profil beleuchtet, die Bilder
von Gebhard Müller und Heinrich Köhler bleiben dagegen unscharf. Uwe Uffel-
manns Widerlegung von Wohlebs Doktrin der „badischen Kernlande" wird explizit
übernommen; leider wird aber auf das Doppelgesicht der Südweststaatsidee nicht eingegangen
, nämlich die zentralistische Linie (von der SPD, der FDP/DVP und den
Gewerkschaften vertreten) und die dezidiert dezentral-regionalistische Linie, die den
alten „Stuttgarter Zentralismus" mit dem Südweststaat nicht etwa ausdehnen, sondern
beseitigen will (vertreten vor allem von der südwürttembergischen CDU). Auch wer
Bausingers Arbeiten auf diesem Gebiet zu kennen meint, wird auf viele neue Details
und neue Kapitel stoßen. Neu ist die sehr einleuchtend belegte Idee des Wettbewerbs
zwischen Baden und Württemberg und den Regionen allgemein und insbesondere die
These es gebe auch das „Bindemittel Konflikt" (S. 276ff). Gleichzeitig zeichnet auch
dieses Buch die Stärken aus, die seine Arbeiten allgemein kennzeichnen: die Verbindung
von wissenschaftlicher Akribie und narrativem Talent, das sorgsame Abwägen und
Differenzieren und die stete Anschaulichkeit der Darstellung - mit anderen Worten: ein
Band, den man auch dank seiner Bilder und Karten gerne zur Hand nimmt.

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