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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0762
Besprechungen

Dieses Lob einer sorgsamen Bebilderung zur Illustration und Vertiefung gilt auch
für die beiden repräsentativen Bände, die Thomas Schnabel und das Haus der Geschichte
Baden-Württemberg zum Landesjubiläum herausgebracht haben. Es trifft
auch zu für die bewusst als Hauptquelle herangezogenen Zeitungsartikel, die vieles
sehr lebendig erscheinen lassen. Archivmaterial wird dagegen recht zurückhaltend
genutzt. Breit und materialreich wird die Umstrukturierung der baden-württembergischen
Wirtschaft nach 1945 dargestellt, wobei allerdings die Landwirtschaft etwas
stiefmütterlich behandelt wird. Der zweite Band ist überdies ein mustergültiges
Spiegelbild des demokratischen Wandels: Wahlergebnissen, Wahlanalysen sowie den
politischen Stimmungslagen zwischen den Wahlterminen wird breiter Raum zugewiesen
. Besonders zu würdigen ist, dass die Landesgeschichte in ihrer ganzen
Bandbreite dargestellt wird - heikle Themen werden nicht an den Rand gedrängt oder
gar verschwiegen. So wird die Zerstörungswelle der 50er- und 60er-Jahre beim Versuch
, die Innenstädte autogerecht zu gestalten, in Wort und Bild dokumentiert. Die
Studentenunruhen sind ebenso ein Thema wie die mangelnde Bereitschaft, sich der
Aufarbeitung der NS-Vergangenheit zu stellen. Dies wird bedrückend präzise
demonstriert an der Reaktion auf die Einrichtung der Zentralstelle zur Verfolgung
nationalsozialistischen Unrechts in Ludwigsburg. Berufsverbote, der Streit um das
geplante Kernkraftwerk Wyhl und die Pershing Ii-Stationierung werden nicht nur
am Rande erwähnt. Eigenartig ist der Umgang mit der Forschungsliteratur. Hermann
Bausinger, Hans-Georg Wehling, Uwe Uffelmann fehlen im Literaturverzeichnis
ganz, Theodor Eschenburg ist nur als Memoirenschreiber aufgeführt; Dutzende von
Autoren und Arbeiten zur Landesgeschichte fehlen ebenso, andere Autoren werden
nur mit einem Bruchteil ihrer Arbeiten aufgeführt. Dafür werden im ersten Band
zwölf Titel von Thomas Schnabel aufgeführt, denen im zweiten Band noch vier weitere
hinzugefügt werden - bis hin zu einer unveröffentlichten Magisterarbeit. Einige
Kapitel (z.B. über die Entstehung des Südweststaats) sind entsprechend forschungs-
literatur-frei formuliert.

Der Band von Uwe Uffelmann umfasst 13 Beiträge, davon beziehen sich neun auf
das Thema Südweststaat. Der Autor kann am Beispiel der Entstehung der heutigen
Landeszentrale für politische Bildung demonstrieren, dass Kräfte, die in den ersten
Nachkriegsjahren eine echte Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit
gesucht haben, sich nicht durchsetzen konnten. Ebenso zeigt sich, dass die badische
evangelische Landeskirche in dieser Zeit mit der Parteiendemokratie große Schwierigkeiten
gehabt hat. Eindeutiger thematischer Schwerpunkt des Bandes ist jedoch die
Südweststaatbildung. Fundamental sind dabei drei Forschungsansätze. Zum einen
beschäftigt sich Uffelmann mit der Kerndoktrin Leo Wohlebs, dass Südbaden die
badischen „Kernlande" umfasse und in der Zeit der Teilung Badens damit eine Stellvertreterfunktion
wahrnehme. Seine Gegenthese, hier handle es sich um eine politische
„Erfindung" ohne historische Basis ist inzwischen allseits akzeptiert. Zum
zweiten weitet Uffelmann den Blick von den öffentlich gefeierten Aposteln der Südweststaatbildung
Reinhold Maier und Gebhard Müller zu einem dritten Protagonisten
, der diese öffentliche Beachtung bis heute nicht recht gefunden hat, nicht
einmal in der landesgeschichtlichen Literatur: Heinrich Köhler. Dieser ist als nordba-
disch-nordwürttembergischer Finanzminister und als Präsident des Landesbezirks

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