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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0047
Zu seinem Leben und zu seinen Briefen an die Fürstin Amalie Zephyrine

langfristig hingegen völlig richtig. Er plädierte nämlich für eine eheliche Verbindung
des Kaisers mit den Romanows und nicht mit dem Hause Habsburg. Und dies mit
der rein militärischen Begründung, daß er viel lieber gegen Osterreich als gegen Russen
kämpfen würde. Napoleon aber hatte sich schon für die österreichische Heirat
entschieden. Wütend soll er Murat geantwortet haben: „Man merkt, Sie sind bei
Aspern und Wagram nicht dabei gewesen!"

Man könnte im Jahr 1810, nach dem Erfurter Kongreß von 1808, den zweiten
Höhepunkt in der Kometenbahn des Korsen sehen. Außer in Spanien, wo eine völlig
neue Form des Krieges sich entwickelte, ruhten im napoleonisch besetzten Westeuropa
nun überall die Waffen. Durch die eheliche Verbindung mit der ältesten Dynastie
Europas schien das Haus Bonaparte endgültig unter die großen Herrscherhäuser
des Kontinents getreten. Die Vermählung des Kaisers der Franzosen und Königs von
Italien mit einer Erzherzogin von Osterreich war ein europäisches Ereignis. Verständlich
, daß das Königspaar von Neapel, Schwester und Schwager des Kaisers, stark
davon berührt war. Die Murats waren in den ersten Monaten des Jahres 1810 auch
mehr in Paris als in Neapel.

Man kennt die Daten. Die Scheidung von Josephine wurde am 15. Dezember 1809
vollzogen. Es war ein Triumph für die Schwestern des Kaisers, vor allem für Caroline
. Und es war schmerzlich für die Ex-Kaiserin Josephine, für ihre Tochter Hortense
und den Sohn Eugene. Napoleon ließ offiziell in Wien um die Hand von Marie-
Louise anhalten; fast gleichzeitig ging der abschlägige Bescheid des Zarenhofes ein.
Napoleons Generalstabschef, Marschall Berthier, Fürst von Neuchätel und Wagram,
holte die Erzherzogin ab; am 22. März 1810 erreichten sie Straßburg. Die Ziviltrauung
fand am 1. April 1810 in St. Cloud statt, die kirchliche Trauung einen Tag später
in der Kapelle des Louvre. - Erbprinz Karl von Sigmaringen tat wiederholt Dienst als
Ordonnanzoffier des Generalstabschefs Marschall Berthier, zeitweise auch bei Murat
selbst. Im Januar 1810 tagte in den Tuilerien der Familienrat der Bonapartes, um die
Hochzeitsfeierlichkeiten zu besprechen. Er dürfte indes mehr eine Befehlsausgabe des
Kaisers gewesen sein. Auch Erbprinz Karl von Sigmaringen war in diesen Tagen in
Paris, allein und, wie es scheint, als Ordonnanzoffizier Murats und nicht Berthiers.
Wir wissen es durch einen weiteren Brief Murats nach Sigmaringen an die Fürstin
Amalie Zephyrine, datiert vom 17. Januar 1810. Im Unterschied zum Brief vom Vorjahr
ist es jetzt ein Brief in einer festen und lesbaren Handschrift, vermutlich aber die
eines Schreibers.

Dieser zwar kurze, aber beeindruckende und in vieler Hinsicht interessante Brief
vom 17. Januar 1810 des Königs von Neapel aus Paris lautet auf deutsch etwa wie
folgt12:

Madame,

Ich möchte Ihren Sohn nicht abreisen lassen ohne mich durch Ihn bei Ihrer Hoheit
zu empfehlen und Ihnen meine Freude mitzuteilen, die ich empfand, als ich von der

12 Ebd. Aus dem Französischen übersetzt vom Verf.

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