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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0054
Heinrich Bücheler

sen gegen mehr als 50 000 Preußen, deren Kavallerie Blücher führte, auch gar nicht
behaupten können. Murat hingegen war der furioseste Kavallerieführer Europas, versagte
aber völlig beim Einsatz der verbundenen Waffen.

Beim Vormarsch in Rußland wollte Murat jeden Widerstand kavalleristisch brechen
, mußte dafür aber doch immer wieder Davout mit seinem Korps heranziehen.
Der Herzog von Auerstedt war aber auf Dauer nicht bereit, sein hervorragend organisiertes
Korps für die wilden Operationen des Königs von Neapel einzusetzen. Davout
warf Murat vor, daß er Menschen und Tiere oft sinnlos opfere. Bei Wjasma versagte
der Herzog dem König den Gehorsam. Wie General Belliard berichtete, wollte
Murat, wutentbrannt, sich mit dem Säbel auf Davout stürzen, dieser griff nach der
Pistole. Im letzten Augenblick brachten Adjutanten die Streithähne auseinander.
Wunder an Tapferkeit machten Murat aber auch zum Helden des Vormarsches. Die
Kosaken schössen nicht mehr auf ihn, sondern jubelten ihm zu, wenn sie ihn nur von
Ferne sahen: Urräh, Urräh Murat! Er war jetzt wirklich der berühmteste Kavallerist
Europas, griff kaum noch nach dem Säbel, sondern knallte nur noch mit der Peitsche.
Am 7. September 1812 wäre bei Borodino - für die Franzosen wurde es die Schlacht
an der Moskwa - Gelegenheit zur Vernichtung der russischen Armee gewesen. Aber
der Kaiser, gesundheitlich indisponiert, mißachtete Davouts Rat, die Russen rechts zu
umfassen. Dank dem Einsatz von Davout, Murat und vor allem Ney wurde es zwar
ein Sieg, aber nur ein ordinärer, mit beiderseits hohen Verlusten, und kein Vernichtungssieg
wie bei Jena und Auerstedt.

In Moskau, wo er am 14. September 1812 einzog, erwarteten Napoleon keine Friedensunterhändler
, und es kamen auch in den nächsten Wochen keine. Dafür gingen
immer mehr Stadtteile in Flammen auf. Murat versuchte mit seiner stark geschwächten
Kavallerie, die Russen ostwärts Moskau zu fassen; aber es wurden Luftstöße, die
Russen wichen noch immer aus.

Selbst auf dem Marsch nach Moskau hoffte er noch immer, daß die beiden Kaiser
sich wieder versöhnen würden. Leo Tolstoi berichtet in seinem Großroman „Krieg
und Frieden" von einer Begegnung Murats mit dem Generaladjutanten des Zaren,
General Balaschew (9. Aufl. Düsseldorf und Zürich 2000. S. 839 und 841):

„Voraus ritt auf einem Rappen mit in der Sonne glitzerndem Geschirr ein hochgewachsener
Mann in Federhut, schwarzem, bis auf die Schulter herabwallendem Haar
und einem roten Mantel. Er ritt, die langen Beine nach vorn gestreckt, wie die Franzosen
zu reiten pflegen. Dieser Mann kam Balaschew im Galopp entgegen, wobei seine
Edelsteine und goldenen Tressen von der grellen Junisonne blitzten und die Federn
am Hut im Winde flatterten. ...Eh, mon eher General, je desire de tout mon coeur,
que les empereurs s'arrangent entre eux et que la guerre commencee malgre moi se
termine le plus tot possible...

Am 3. Oktober 1812 eröffnete Napoleon seinen Marschällen, daß er mit der Grande
Armee nun über Twer nach St. Petersburg marschieren, dort sich mit Marschall
Macdonald vereinigen und dem Zaren in seiner Residenz den Frieden diktieren werde
. Murat und Davout sollten auf diesem Marsch die Nachhut führen. Marschall
Davout opponierte sofort, verwies auf die Schwäche der nur noch knapp 100 000
Mann starken Armee, auf die vorgerückte Jahreszeit, auf die Entfernungen, auf den

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