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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0056
Heinrich Bücheler

kerung wieder stürmisch gefeiert, in seine Hauptstadt Neapel ein. Insgeheim nahm
Murat bald Verbindung mit den Engländern auf. Diese verlangten aber die Anerkennung
des unter ihrem Schutz in Palermo residierenden Königs Ferdinand und die
Übergabe der Festung Gaeta, wofür Murat anderweitig entschädigt werden sollte.

Österreichs Staatskanzler Metternich wiederum, zu dem Caroline besondere
Beziehungen pflegte, verhielt sich zunächst abwartend. Erst als Napoleon im Frühjahrsfeldzug
1813 nacheinander bei Lützen, Bautzen und Würzen wieder siegreich
blieb, trat der Verfechter des europäischen Gleichgewichts langsam auf die Seite der
Preußen und Russen. Für Murat wäre jetzt, da Napoleon noch unbesiegt in Sachsen
und Schlesien stand, wohl der geeigneteste Zeitpunkt für die Erhebung und Einigung
Italiens gewesen. An der Spitze einer italienischen Armee in der Lombardei, zur
Bedrohung der Südflanke Österreichs, hätte er dem Kaiser mehr genutzt als auf dem
Hauptkriegsschauplatz, wo Napoleon noch gute Kavallerieführer, aber fast keine
Kavallerie mehr hatte.

Am 2. August 1813 aber reiste Murat nach Sachsen zur Grande Armee ab. Einen
Tag später kam in Neapel die Depesche Metternichs an, daß Österreich ihm den
Thron von Neapel garantiere, wenn Murat die Front wechsele. Der aber traf am 14.
August - zwei Tage nach der österreichischen Kriegserklärung - in Dresden ein und
unterstellte sich wieder Napoleon. Am Sieg von Dresden am 26.127. August 1813 hatte
Murat noch einmal großen Anteil. Aber zur Verfolgung und Vernichtung der
Österreicher reichten die Kavalleriekräfte nicht mehr: Zu viele Reiter und Rosse
moderten schon im Wüstensand des Orients, in den Gebirgen Spaniens, auf den
Schneefeldern Rußlands. Bei Liebertwolkwitz unweit Leipzig, im Vorfeld der Völkerschlacht
, am 13. Oktober 1813, war Murats letzter furioser Auftritt als Kavallerieführer
der Grande Armee. Aber die in der „großen Schlachtenebene der Deutschen"
{Reinhold Schneider) aufmarschierten Heere Europas waren nicht mehr zu bezwingen
. Murat begleitete Napoleon auf dem Rückzug noch bis Erfurt. Dort trennten sich
die beiden Schwäger am 24. Oktober 1813; sie sahen sich nie wieder.

4. DER TRAUM VOM BEFREITEN ITALIEN

Am 4. November 1813 war Murat wieder in Neapel und suchte den Sonderfrieden
mit England und Österreich. Caroline gab jetzt die Sache ihres Bruders verloren und
unterstützte den Gatten mit dem guten Verhältnis, das sie zu Metternich, dem „sanften
Clemens", unterhielt. Am 11. Januar 1814 wurde ein Vertrag geschlossen, in welchem
König Joachim sich verpflichtete, 30 000 Mann an den Po gegen den Vizekönig
Eugene zu führen. Österreich garantierte ihm dafür die Krone Neapels. Doch waren
die Österreicher dann bald enttäuscht über Murats geringe Aktivität bei den Kämpfen
am Po. Mißtrauen kam auf; der Vertrag vom 11. Januar wurde nicht ratifiziert.
Murat war als politischer Doppelspieler völlig ungeeignet: er war ein Gefühlsmensch,
kein Verstandesmensch: „Murat est ni Talleyrand, ni Fouche"30. Der Bruch mit dem

30 Ebd. S. 355.
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