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Zu seinem Leben und zu seinen Briefen an die Fürstin Amalie Zephyrine

will, für die Befreiung Italiens. Der gefallenen Leutnant hatte mit 24 Jahren auch
schon das Erforderliche für die Erhaltung seiner Familie getan: mit 21 Jahren, 1944,
wurde er Vater einer Tochter, das Jahr darauf einer weiteren Tochter. Erst nach seinem
Soldatentod kam der Sohn Joachim Louis Napoleon zur Welt, am 26. November, der
8. Prinz Murat und jetzige Chef des Hauses.

An jenem Oktobertag 1815, an welchem der Ex-König von Neapel im Kastell von
Pizzo Calabro vor das Erschiessungskommando trat, näherte sich das englische Linienschiff
„Northumberland" mit dem gefangenen Ex-Kaiser der Franzosen an Bord
der Felseninsel St. Helena. Die Nachricht von der Hinrichtung seines Schwagers
erfuhr Napoleon erst vier Monate später, im Februar 1816. Murat war dann in den folgenden
Tagen, und noch auf lange Zeit, ein Gespächsthema im Longwood-House,
dem „Louvre der Schmach". Am Z/8. Februar 1816 heißt es im Tagebuch von Las
Cases: „Bei der Nachricht vom Tode Murats rief der Kaiser: "Die Kalabreser sind
doch menschlicher, edelsinniger als die Menschen, die mich hierherschickten.
Erschossen! Murat erschossen! Tot der, welcher die Ursache an unseren Unglücksfällen
von 1814 war!... Es stand nun einmal im Buch des Schicksals geschrieben, daß
Murat uns schaden sollte; er hat uns Verderben gebracht, als er uns verließ, er brachte
uns Verderben, als er allzu hitzig sich für uns erklärte! Er kannte nicht Maß, nicht
Ziel, griff aufs Geratewohl die Österreicher an; ohne genügende Hilfsmittel mußte er
untergehen"37. Ebenfalls am 7. Februar 1816 schrieb Gaspard de Gourgaud in sein
Tagebuch: „Der Doktor (O'Meara) bringt Zeitungen und erzählt uns, daß Murat
erschossen sei. Ich melde die Unglücksbotschaft dem Kaiser. Er sagt, Murat müsse
toll geworden sein, um ein solches Abenteuer zu versuchen"38. Und ein gutes Jahr
später, am 24. Februar 1817, kam Napoleon erneut auf Murat zu sprechen. „Murat
war, wie Ney, unvergleichlich auf einem Schlachtfelde, aber sonst hat er nur Dummheiten
gemacht. Ich kann mit Fug behaupten, daß er schuld daran ist, wenn wir jetzt
hier auf St. Helena sitzen! Anstatt ruhig zu bleiben, wie ich ihn hatte bitten lassen,
griff er die Österreicher gerade in dem Augenblick an, wo Kaiser Franz schwankte,
ob er sich zu meinen Gunsten erklären wollte. Da war alles unheilbar verdorben,..."39.

Auf St. Helena, melancholisch zurückschauend auf seine in der Weltgeschichte einmalige
Laufbahn, suchte Napoleon die Schuld für sein Scheitern bei seinen Untergebenen
. Vor allem die 26 Marschälle erhielten überwiegend negative Zensuren40. Am
strengsten ging er wohl mit seinem Schwager Murat ins Gericht, ließ nur seine Tapferkeit
auf dem Schlachtfeld gelten: „Mein Schwager war ein saudummer Viechskerl
Aber auf dem Schlachtfeld hatte dieser Herkules tausend Arme!"

37 Bieberstein (wie Anm. 22) S. 93.

38 Gaspard De Gourgaud: Napoleons Gedanken und Erinnerungen. St. Helena von 1815 -
1818. Nach dem 1898 zum erstenmal veröffentlichten Tagebuch deutsch bearbeitet von
Heinrich Conrad. Stuttgart 1901. S. 127.

39 Ebd. S. 128.

40 Jacques Jourquin: Dictionaire Marechaux du Premier Empire. Paris 1986. S. 145 - 165.

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