Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0093
BARBARA GUTTMANN - UTE GRAU

Skizzen zur Frauenarbeit in der Industrialisierungsphase
Württembergs.

Die Trikotagenindustrie in Tailfingen

1. EIN IMMER NOCH WEITGEHEND UNBEKANNTES KAPITEL
WÜRTTEMBERGISCHER INDUSTRIALISIERUNGSGESCHICHTE

In der Industrialisierung Württembergs spielte die Textilindustrie eine bedeutende
Rolle1. Sie ist eine Branche, die sich von Anfang an durch einen hohen Frauenanteil
an den Beschäftigten auszeichnete. 1895 waren 58,4% der in der württembergischen
Textilindustrie beschäftigten Arbeiter weiblich, in der Strumpfwarenfabrikation gar
71,4%2. Frauen haben jedoch nicht alleine ihre Arbeitskraft, sondern als mitarbeitende
Ehefrauen von Firmengründern oft auch ihr Vermögen in die neue Industrie eingebracht
. Dennoch spielt der Aspekt der Frauenarbeit ebenso wie die Frage der
geschlechtspezifischen Arbeitsteilung im Industrialisierungsprozess in der historischen
Forschung zur Textilindustrie bislang eine untergeordnete Rolle. Studien zur
Frauenbund Männer-)Arbeit in der Textilindustrie Württembergs fehlen weitgehend3
.

Dies mag nicht alleine auf mangelndes Forschungsinteresse, sondern auch auf eine
schwierige Quellenlage zurückzuführen sein. Sind in den staatlichen wie auch in firmeneigenen
Archiven nur wenige Dokumente zum Alltag von Arbeitern erhalten, so
sind Hinweise zur Situation von Arbeiterinnen noch rarer. In vielen Fällen ist in den
einschlägigen Akten, ebenso wie in den Dokumenten der Arbeiterbewegung, von
„Arbeitern" oder der „Arbeiterschaft" die Rede, über „Arbeiterinnen" erfahren wir
nur wenig und wenn, dann meist aus der obrigkeitlichen Sicht des Staates, der Kirchen
oder auch der Unternehmer4. Zu den wichtigsten und aussagekräftigsten Quel-

1 Willi A. Boelcke: Sozialgeschichte Baden-Württembergs 1800-1989. Politik, Gesellschaft,
Wirtschaft. Stuttgart [...] 1989 (Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württem-
bergsl6), S. 228, spricht von der Textilproduktion als „Führungsbranche der ersten Technisch-
Industriellen Revolution".

2 Württembergisches Jahrbuch für Statistik und Landeskunde 1897.

3 Einen ersten Uberblick zur Situation in Baden liefert: Zwischen Schule und Fabrik. Textile
Frauenarbeiten in Baden im 19. und 20. Jahrhundert. Bearb. v. Brigitte Heck u. a.. Sigmaringen
1993 (Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 1).

4 Vgl. Friederike Lindner: Frauenarbeit in der Textilfabrik. In: Zwischen Schule und Fabrik,
S. 139-162, S. 147f.

81


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0093