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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0094
Barbara Guttmann, Ute Grau

len zur Situation von Arbeiterinnen gehören die Berichte der staatlichen Gewerbeaufsicht
, die zur Überwachung des 1872 in allen deutschen Bundesstaaten eingeführten
einheitlichen Arbeitsschutzrechts ab 1879 in Württemberg (und auch in Baden)
aufgebaut wurde5. Die Jahresberichte der Gewerbe-Aufsichtsbeamten im Königreich
Württemberg fassten die Ergebnisse der Betriebsrevisionen zusammen. Seit Aufnahme
der Tätigkeit einer weiblichen Assistentin bei der württembergischen Gewerbeaufsicht
im Jahr 1900 wurde auch die spezifische Situation der Arbeiterinnen
beschrieben. Nicht überliefert sind leider jedoch die Berichte über einzelne Firmen
bzw. Industriestandorte. Dennoch führt eine Auswertung der Gewerbeaufsichtsberichte
und einschlägiger Statistika, ergänzt durch Firmenfestschriften, Presse und disparates
Quellenmaterial in lokalen und Staatsarchiven sowie dem Wirtschaftsarchiv
Baden-Württemberg durchaus zu Erkenntnissen über die Rolle von Frauen im Indu-
strialisierungsprozess Württembergs.

Der vorliegende Beitrag geht nun der Frage nach dem Anteil von Frauen an der
Herausbildung der industriellen Landschaft des 19. Jahrhunderts am Beispiel Tailfingens
nach. Tailfingen, heute ein Teilort Albstadts, entwickelte sich zum Ende des
19. Jahrhunderts zu einem der Hauptzentren der württembergischen Trikotagenindustrie
. In der Tikotagenindustrie setzte der Mechanisierungsprozess relativ spät ein
und so wurde der Höhepunkt der Industrialisierung, der Zeitraum, der im Folgenden
näher betrachtet wird, etwa zwischen 1880 und 1914 erreicht6.

In der regionalen Geschichtsschreibung und Wirtschaftshistorie wurde Tailfingen
als „... Musterbeispiel dafür, was gut geleitete Industrialisierung vermag" herangezogen
: „In einem Menschenalter wurde dank der Einführung und Ausdehnung der Trikotagenfabrikation
aus dem kleinen und armseligen Albdorf eine schmucke, wohlangelegte
Industriestadt mit über 10.000 Einwohnern"7.

Welche Rolle spielte in diesem Entwicklungsprozess vom „armen Bauerndorf" zur
„wohlhabenden Industriestadt" nun aber die Arbeits- und Finanzkraft der Frauen?
Wie veränderte sich die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen Männern und
Frauen? Das in der regionalen Geschichtsschreibung aufgegriffene Thema „Vom
Bauern zum Textilfabrikanten" - „Vom Heimarbeiter zum Unternehmer" erfährt hier
eine Variation.

Die Phase der Hochindustrialisierung in Tailfingen fiel in eine Zeit, in der im
gesamten Württemberg sowohl die absolute Zahl als auch der relative Anteil hauptberuflich
erwerbstätiger Frauen zunahm. Waren 1882 26,3% der weiblichen Bevölkerung
hauptberuflich erwerbstätig, waren es 1907 bereits 41%. Der Anteil der Frauen
an allen hauptberuflich Erwerbstätigen lag 1907 in Württemberg schließlich bei

5 Gerd Friedrich Nüske: 100 Jahre Fabrikinspektion und Gewerbeaufsicht in Baden-Württemberg
. Hg. v. Ministerium für Arbeit Gesundheit u. Sozialordnung in Baden-Württemberg.
Stuttgart 1979.

6 Gert Kollmer: Bauern - Handwerker - Textilfabrikanten. Aus der Geschichte der Industrialisierung
im Raum Albstadt. In: Beiträge zur Landeskunde. Beilage zum Staatsanzeiger für
Baden-Württemberg. Nr. 1, Februar 1991, S. 4.

7 Karl Bergmann: Die Trikotagenindustrie in Tailfingen/Württbg. Tailfingen 1947, S. 3.

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