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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0111
Frauenarbeit in der Industrialisierungsphase

angewachsen. 83% des Umsatzes wurden 1913 aus Exportgeschäften mit England
erzielt68.

So war aus dem einst kleinen, in der Stube betriebenen Gewerbe nicht zuletzt dank
der Tatkraft Salome Blickles ein Unternehmen entstanden, das vor dem Ersten Weltkrieg
über die Grenzen Deutschlands hinaus operierte. Salome Blickle selbst hat bis
ins hohe Alter im Unternehmen mitgearbeitet. Die in den Anfangszeiten der Existenzgründung
erforderliche Sparsamkeit und bescheidene Lebensweise hat sie weiterhin
gepflegt. „Sie war eine sehr energische Frau und konnte nicht ohne Arbeit
sein", weiß ihre Urenkelin zu berichten69.

11. FRAUENARBEIT IN DER „FABRIKGEMEINDE"

Nicht weniger wichtig als die sicherlich herausragende Figur Salome Blickle war für
die Entwicklung der Tailfinger Industrie jedoch die Arbeit der zahlreichen Fabrikarbeiterinnen
. 1900 meldete das Oberamt Balingen: Tailfingen ist eine Fabrikgemeinde
im eigentlichen Sinn des Wortes70.

Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich in der Region die ersten Fabriken zu entwickeln
begonnen, die Kraftanlagen zum Antrieb ihrer Maschinen verwendeten und
in der schließlich die Mehrzahl der erwerbstätigen Bevölkerung Beschäftigung fand.

Balthas Blickle's Witwe war nicht die erste Firma, die auf Dampfbetrieb umstellte.
Tailfingens erste dampfbetriebene Trikotfabrik war 1888 aus der 1885 von Johannes
Conzelmann zur Rose und zwei weiteren Teilhabern gegründeten Manufaktur J.
Conzelmann & Co (später Conzelmann & Bitzer) entstanden. Damit etablierte sich
hier sieben Jahre später als in Ebingen die erste mit Dampfkraft betriebene Trikotfabrikation
. Diese „Verspätung" hatte ihren Grund sicher auch darin, dass in Tailfingen
der Einsatz von Dampfkraft durch ungünstige Wasserverhältnisse erschwert wurde;
das Wasser der Schmiecha reichte nicht aus und eine Wasserleitung wurde erst 1896
gebaut. Die Fabriken mussten daher Brunnen bohren, wenn sie das benörtigte Wasser
nicht aus der Ortsquelle in Fässern herankarren wollten.

Ende der 1890er Jahre produzierten in Tailfingen dann bereits zehn Trikotfabriken
mit Dampfmaschinen oder Benzin- bzw. Dieselmotoren. Die Zahl der im Handbetrieb
produzierenden Manufakturen und der hausindustriellen Kleinbetriebe nahm
immer mehr ab.

Die neuen Fabriken konnten rationeller und billiger arbeiten, und sie waren kapitalkräftiger
, was es ihnen ermöglichte, die fortlaufenden technischen Neuerungen ein-

68 Ebd. Die Urenkelin Salome Blickles Christa Bitzer berichtet, dass Rudolf Blickle nach England
reiste und es ihm gelang, erfolgreich zu akquirieren, obwohl er nur ein paar Worte Englisch
sprechen konnte. Rudolf Blickle war seit 1901 durch die Heirat mit Luise Conzelmann
zur Rose mit einer weiteren Familie der Gründergeneration der Tailfinger Industrie verwandtschaftlich
verbunden.

69 Mündliche Auskunft Christa Bitzer, 20. November 2002.

70 StA Ludwigsburg E 177 I, Bü 2997, Bericht des Amtmanns 1900.

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