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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0113
Frauenarbeit in der Industrialisierungsphase

zu lassen, um wenigstens den Tageskurs der Pfundware einhalten zu können7^. Und
auch 20 Jahre später waren ... die Fabriklöhne für Wirker im [...] Beobachtungsbezirk
Balingen, trotzdem dort männliche Personen Verwendung finden, um einiges
niedriger [...J, als im Bezirke Stuttgart, wo Wirkerinnen thätig werden. Während ein
Fabrik-Arbeiter in Stuttgart 1897 2,70 Mark am Tag verdiente, kam sein Kollege in
Ebingen gerade auf 1,80 Mark. Die niedrigsten Löhne wurden in Tailfingen und
Onstmettingen gezahlt. Hier lag der Tageslohn für einen Arbeiter bei 1,50 Mark -
genau so viel, wie eine Arbeiterin in Stuttgart verdiente. Eine Tailfinger Trikotarbeiterin
kam hingegen gerade mal auf einen Tagesverdienst von einer Mark, war sie unter
16 Jahren, waren es nur noch 60 Pfennig76. Zum Vergleich: Ein Pfund „billiges Brot"
oder ein Pfund Schmalz kosteten in jener Zeit 55 Pfennig, ein Pfund „fettes junges
Rindfleisch" 54 Pfennig77.

Ortsübliche Taglöhne in Pfennig78

Stand 1. Januar 1898

Ort

Arbeiter

Arbeiterinnen

Tailfingen

150

100

Ebingen

180

120

Balingen

180

120

Stuttgart, Stadt

270

150

Stuttgart, Amt

250

170

Diese regionalspezifische Arbeitsteilung der Geschlechter hatte in der Tailfinger
Industrie auch über den Ersten Weltkrieg hinaus Bestand, wie eine Aufstellung der
Belegschaft eines ortsansässigen Trikotunternehmens von 1930 zeigt. Als Wirker waren
weiterhin ausschließlich Männer beschäftigt, das Nähen blieb (bis heute) reine
Frauenarbeit, daneben wurden mit der Tätigkeit des Spulens mehrheitlich Frauen
beschäftigt. In der Zeit der Weimarer Republik eroberten Frauen schließlich den
kaufmännischen Bereich, wenn auch zumeist als Stenotypistinnen79.

75 Zit. n. Susanne Goebel: „Die Nadel in Ehren - sie muß viel ernähren" - Frauenarbeit in der
Trikotagenindustrie auf der Südwestalb. In: Die Nadel, 9. 6. 92, S. 34-41, S. 39.

76 Reinhard (wie Anm. 27), S. 67f.

77 Volksfreund Balingen vom 1. April 1895, zit. n. Volksbank Tailfingen eG. Jubiläumsschrift
zum 100jährigen Bestehen. Albstadt-Tailfingen (1985). S. 17.

78 Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde 1897, S. 188f.

79 Ute Frevert: Kunstseidener Glanz. Weibliche Angestellte. In: Hart und zart. Frauenleben
1920-1970. Berlin 1990, S. 15-20.

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