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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0163
Auf den Spuren des Hechinger Landgerichtsrats und Naturarzt Dr. Moritz Meyer

Moritz Meyer wurde nicht wie der Großteil der Hechinger Juden ins Konzentrationslager
Jungfernhof bei Riga deportiert38, sondern ins Konzentrationslager Mauthausen
bei Linz.39 Dort ist er nach Angabe des Sonderstandesamts Arolsen am
7. September 1942 um 8 Uhr 15 Minuten [...] verstorben40.

Wer sich heute in Hechingen auf die Spurensuche nach dem Landgerichtsrat und
Naturheilkundler Moritz Meyer begeben möchte, kann zunächst einmal seine Wohn-
und Wirkungsstätten im Fürstengarten und im Fasanenwald aufsuchen. Viel wird der
Besucher an diesen authentischen Orten allerdings nicht mehr vorfinden. Das ,Haus
Erde' steht zwar noch, hat aber schon vor langer Zeit sein Stroh- gegen ein Ziegeldach
eingetauscht und ist in den letzten zwei, drei Jahren architektonisch noch einmal stark
verändert worden41. Vom ,Waldbad Zollern' existieren nur noch die Grundmauern,
ein Spaziergang dorthin lohnt sich aber dennoch - schon wegen der reizvollen Umgebung42
. Besonders zu empfehlen ist auch ein Besuch der Hohenzollerischen Heimatbücherei
, wo nicht nur das originale Werbeplakat für das Waldbad Zollern lagert, sondern
auch Meyers juristische und philosophische Schriften einzusehen sind43. Außerdem
findet sich dort immer irgendein kompetenter Gesprächspartner, mit dem man
sich über Moritz Meyer und Friedrich Wolf und über viele andere hohenzollerische
Persönlichkeiten unterhalten kann44.

38 Vgl. hierzu Otto Werner: Auch das Erinnern hat ein Gewissen. Zum 60. Jahrestag der
Deportation von jüdischen Gemeindemitgliedern aus Hechingen nach Riga. In: Gesprächskreis
Ehemalige Synagoge, Haigerloch e.V / Verein Alte Synagoge, Hechingen (Hgg.): „Evakuiert
nach dem Osten". Deportation der Juden aus Württemberg und Hohenzollern vor 60
Jahren. Haigerloch 2001, S.35-66.

39 Ob Meyer tatsächlich schon 1941 im KZ Welzheim interniert war, wie Volker Lehmkuhl
behauptet, konnte anhand des mir zur Verfügung stehenden Aktenmaterials nicht verifiziert
werden. Jedenfalls erfolgte seine Abmeldung aus Hechingen, wie bereits erwähnt (vgl.
Anm.28), erst am 22. Mai 1942. Vgl. Volker Lehmkuhl: SHB-Naturschutzgrundstück repräsentiert
dunkle Seite der deutschen Geschichte. In: Schwäbische Heimat 53 (2002) H.4, S.452f.

40 Sterbeurkunde, StadtAHech, Dokumentation (wie Anm.l).

41 Das ehemalige ,Haus Erde' befindet sich an der Ecke ,Am Fürstengarten'/.Oelserstraße'.
Seit dem 16. Oktober 2004 erinnert dort eine Tafel an den ehemaligen Bewohner. Der Text lautet
: Einstmals „Haus Erde". 1923 erbaut von dem Landgerichtsrat und Menschenfreund
Dr. Moritz Meyer, geboren 1872 in Neuwied am Rhein, ermordet 1942 in Mauthausen. Wieso
hier 1923 als Erbauungsjahr aufgeführt wird, ist mir nicht klar.

42 Das Waldgrundstück im Fasanenwald ist Ende 2001 von den Erben Meyers ,zum Zwecke des Naturschutzes
' an den Schwäbischen Heimatbund verkauft worden. Vgl. Lehmkuhl (wie Anm.34).

43 Außer den beiden bereits genannten philosophisch-theologischen Abhandlungen hat
Moritz Meyer noch folgende juristische Arbeiten verfasst: Die Prozessfähigkeit Minderjähriger
. Göttingen (Univ. Diss) 1894; Exerzier-Reglement der Rechtspflege. Tübingen 1919; Gedanken
zur Reform der Rechtspflege. Chemnitz 1907 [erweiterte Neuausgabe: Chemnitz 1920].

44 Die Hohenzollerische Heimatbücherei hat - außer während der Schulferien - jeden Mittwoch
von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet. Übrigens wird man unter den Straßennamen im Wohngebiet
Stockoch, die nach einstigen jüdischen Persönlichkeiten der Stadt benannt worden sind,
vergeblich nach einem Moritz Meyer-Weg Ausschau halten. Im Gegensatz etwa zu seinem Neffen
Friedrich Wolf oder zu seinem Zeitgenossen Leon Schmalzbach ist Meyer dort nicht auf
einem Straßenschild verewigt worden. Zum Schluss sei noch auf die öffentlichen Führungen
hingewiesen, die das Bürger- und Tourismusbüro und der Verein Alte Synagoge von Zeit zu
Zeit durch das .jüdische Hechingen' anbieten.

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