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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0166
Hans Albrecht Oehler

Viel wichtiger noch wurde für ihre Arbeit die Hohenzollerische Nebenresidenz
Haigerloch, wo der Onkel und die Tanten lebten, und was dort im Schloss, dem Sitz
der Verwaltung eines kleinen Oberamtes und seiner Beamten, so vor sich ging2. Wichtig
war für sie auch die Begegnung mit der jüdischen Welt des Haigerlocher Judenhags
. Das alles prägte das Leben, das Fühlen und Denken des jungen Mädchens,
drängte sie zum Schreiben, und vieles davon findet sich in ihren Schriften wieder3.

Das Bild des Vaters wurde bald zur schönen Erinnerung. Von der Mutter erhielt
Maria Batzer schon früh Anregung zum Schreiben. Die war nicht ohne eigene
schriftstellerische Ambitionen, und sie hat dabei gerne die Hilfe ihrer Tochter in
Anspruch genommen. So hat sie sicher auch zu eigenem Tun ermutigt.

AUS DEM LEBEN 1906

Maria Batzers früheste erzählende Texte müssen zerstreut hier und dort erschienen
sein. Im ersten eigenen Buch, Aus dem Leben, von 1906, hat die junge Autorin eingesammelt
, was sie versucht und veröffentlicht hat, und was davon sie des Festhaltens
für wert hielt. Für diese, inzwischen schwer auffindbare, Sammlung gewann sie schon
1906 einen Verlag4. Damals war sie noch keine dreißig Jahre alt. Sie -oder ihr Dresdener
Verleger- gaben dem Dutzend kurzer Texte, die sie „Erzählung", „Skizze",
„Novellette" oder auch „Novelle" nannte, den anspruchsvollen Titel Aus dem Leben.

Die dreizehn Erzählungen handeln fast zur Hälfte von hilfsbedürftigen und alten
Leuten, Spitälern meist, die ein Gnadenbrot verzehren, zur anderen Hälfte von Kindern
. Einmal, in Patschuli, der Geschichte von einem Soldatenmädchen, klingt etwas
von der Gesellschaftskritik des damals zeitgenössischen Naturalismus an. Einmal, bei
der Schulbas, wird an die eigene Familiengeschichte erinnert.

Auffällig ist der Geist der Toleranz, den Maria Batzer, so möchte man annehmen,
ihrem Elternhaus verdankt. Eines der Kinder, dem hier eine Geschichte gewidmet ist,
ist Susanne Lehmann, ein kleines jüdisches Mädchen, das im „süßen Winkel" aufwächst
. Die Mutter hilft ihr aus dem Konfessionsdilemma, das ihr in der Schule
begegnet und das sie beunruhigt: „ Welche Religion ist denn die rechte?" „Jede -, jede
heißt das Gute tun."

Eigentlich der einzige Held einer dieser Geschichten, der im tätigen Leben steht, ist
das Pocken = Heierle", ein unansehnlicher armer katholischer Pfarrer aus einem Dorf
bei Beuron im Donautal, aber ein heimlicher Edelmann, von Gottes Adel. Was ihn

2. Auf andere, die ihm gemäße, Weise hat übrigens auch ihr fünf Jahre jüngerer Bruder Ernst
die familiäre Verbindung zu Haigerloch genutzt. Er hat sich schon 1908 seine Sporen als Regionalhistoriker
mit der Mitteilung des Haigerlocher Stadtbüchleins von 1551 in der wissenschaftlichen
Zeitschrift Alemannia verdient.

3. Der Verfasser dankt Herrn Karl Werner Steim, Riedlingen, für Anregung und bibliographische
Hilfe und Frau Dr. Sibylle Batzer, Offenburg, für Auskünfte und Vermittlung von Informationen
.

4 Den Zugang zum Text verdankt der Autor der freundlichen Hilfe des Stadtarchivs Offenburg
und seines Leiters

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