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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0224
Neues Schrifttum

Der erste Band des zweibändigen Katalogwerks ist - wie die Ausstellung - verlok-
kend bunt. Er hilft mit seinen Textproben und den Transkriptionen von Handschriften
beim Einstieg, (soweit nicht Abbildung und Textzitat von einander abweichen,
wie etwa bei der Ebinger Chronik, S.163). Vor allem aber bietet der Katalog eine Fülle
an Bildern, da und dort sogar in einer simulierten (bei den Minnesängern, S.51-56),
oder echten Bildergeschichte (bei der sentimentalen Rokoko-Kalendergeschichte,
S.221-228). Da und dort ist die Illustration sogar überreichlich, wenn dieselben Vorlagen
mehrfach verwendet werden, wie die schönen Merian-Stiche von Rottweil,
Reutlingen und Hechingen (S.27, 26, 24 und 152, 158, 68) und die prächtigen Reiterholzschnitte
aus Jakobs Frischlins Hohenzollerischer Hochzeit (S.61 und 69).

Damit sind wir schon in Hohenzollern, das im Gesamtwerk den angemessenen
Raum behauptet, mit Bekanntem und Unbekanntem. Im Katalogband glänzt
Albrecht von Hohenberg-Haigerloch mit seinem prächtigen Konterfei aus der Heidelberger
Handschrift für die Höfische Literatur (S.55). Für das Grosselfinger Narrengericht
können neben Textproben allerdings leider nur moderne Farbaufnahmen
zeugen (S.188 f.)

Im dreihundertspaltigen Autorenlexikon des Katalogbandes werden hunderte
schwäbischer Autoren mit einer kurzen Biographie vorgestellt, darunter manche
Gestalt aus Hohenzollern, so Wilhelm Mercy, den sein Lebenslauf vom Prämonstra-
tenserkloster über den Hof des württembergischen Herzogs Carl Eugen an die Pfarre
von Gruol geführt hat (S.451). Auch ganz selten genannte Namen tauchen auf, wie
der des in Laiz geborenen und als Pfarrer von Stetten bei Haigerloch gestorbenen
Franz Carl Kienle, der bei Rieger in Augsburg 1786 ein zweibändiges Lexikon der
christlichen Glaubens- und Sittenlehre veröffentlichen konnte (S.438).

Im zweiten Band hat Casimir Bumiller Jakob Frischlins „Hohenzollerischer
Hochzeit" einen Aufsatz gewidmet (S.89-98). Inzigkofen schildert Edwin Ernst
Weber als „Hort der Mystik"(S. 137-140). Wiedergaben der schönen alten Miniaturen
und Holzschnitte aus den Inzigkofener Handschriften hätten dem Katalogband wohl
angestanden. Am Beispiel des Grosselfinger Narrengerichts zeigt Andreas Zekorn
(S.425-439) die Vielschichtigkeit des „performativen" Volkstheaters, das feste Texte
vorgibt, aber auch improvisierte integriert. Hier wird die Dorfgesellschaft gespiegelt
in einer imaginären „Republik Venetien", das „Jahrgericht" im Narrengericht, das für
die Untertanen nicht nur Spass bedeutet, sondern durchaus auch eine echte katharti-
sche Funktion für das dörfliche Zusammenleben hat.

Der Schwabenspiegel ist, nicht zuletzt durch sein „Autorenlexikon", zu einem
Referenzwerk geworden. Ein kluges System von getrennten Verweiszeichen auf Quellen
, Sekundärliteratur und Autorenlexikon helfen, den reichen Schatz nutzbar zu
machen. Der Aufsatzband führt weiter und in die Tiefe. Und da eine Literatur-Ausstellung
doch auch zum Lesen führen soll: Manches von den literarischen Schätzen,
die in der Ausstellung und im Katalog bewundert oder zur Kenntnis genommen werden
können, wo aber die Original-Texte schwer oder gar nicht zu beschaffen waren
oder sind, kann die Buchreihe zugänglich machen, die im Rahmen des Gesamtprojektes
entsteht: die Bibliotheca Suevica. Ein weites Feld!

Haigerloch
212

Hans Albrecht Oehler


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