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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0231
Neues Schrifttum

Marc R. Forster: Catholic Revival in the Age of the Baroque. Religious Identity in
Southwest Germany, 1550-1750. Cambridge: Cambridge University Press 2001.
268 S.

Flächenmäßig war das Bistum Konstanz im Alten Reich das größte, gehörte andererseits
jedoch zu den ärmsten; zudem verfügten die Konstanzer Bischöfe mit einem
Hochstift von einigen Dutzend Dörfern kaum über politische Macht. Angesichts dieser
widrigen Umstände muss es verwundern, dass die Beschlüsse des Konzils von
Trient hier kaum weniger rasch und effektiv verwirklicht wurden als in benachbarten
Bistümern unter teils wesentlich günstigeren Voraussetzungen wie z.B. Straßburg,
Würzburg oder Augsburg. Bereits vor mehreren Jahrzehnten hatte Rudolf Reinhardt
eine überzeugende Erklärung hierfür: Nach seiner Beobachtung waren es die zahlreichen
großen Klöster, welche die Reform vorantrieben. Neuerdings schauten sich
Walter Ziegler und Anton Schindling die Sache noch etwas genauer an: Sie richteten
ihr Augenmerk neben den Klöstern auch auf die vorderösterreichischen Gebiete, auf
die mittelgroßen und auf die kleineren Territorien wie auch auf die katholischen
Reichsstädte im deutschen Südwesten.

Anders als die bereits genannten Historiker fasst Vf. die Entwicklung bis 1750 ins
Auge und sucht nachzuweisen, dass die Reform nach dem Dreißigjährigen Krieg vom
Volk vorangetrieben wurde. Dies will er belegen durch Formulierungen im Schriftverkehr
einiger vereinzelter Streitfälle zwischen Pfarrer und Gemeinde, die in vorderösterreichischen
Archivalien ihren Niederschlag gefunden haben. Dass die einschlägigen
Formulierungen in der aggressiven Hitze der jeweiligen Auseinandersetzung
ihren argumentativen Platz haben könnten und dass sie damit keineswegs repräsentativ
für Hunderte von anderen Pfarreien sind - auf diesen Gedanken scheint Vf. nicht
gekommen zu sein. Auch sonst kann er meist wenig überzeugen, denn er geht häufig
methodisch auf ähnlich fragwürdige Weise vor, indem er eine Aussage bestenfalls mit
einigen wenigen Beispielen belegt, die überwiegend aus dem vorderösterreichischen
Breisgau genommen sind, oder aber seine Behauptungen apodiktisch einfach im Räume
stehen lässt. So erfahren wir beispielsweise auf S. 1, dass Südwestdeutschland das
Herz des barocken Katholizismus sei (für die Bayern und Österreicher wohl kaum
nachvollziehbar), und auf S. 5, dass man mit derselben Region das Herz der Reichskirche
vor sich habe. Oder S. 211, dass in den nach 1650 durchgeführten Kirchenvisitationen
der reformerische Schwung nachgelassen habe. - Damit genug der Beispiele,
die um ein Vielfaches weitergeführt werden könnten.

Eigentlich spricht nichts gegen die Vorliebe des Vf. für den Breisgau - ärgerlich nur,
dass die dort an Einzelbeispielen gewonnenen Erkenntnisse ohne weitere Begründung
immer wieder auf den gesamten südwestdeutschen Raum übertragen werden.
Ärgerlich zudem, dass die mittelgroßen Territorien des deutschen Südwestens überhaupt
nicht in Erscheinung treten - gemeint sind Fürstenberg, Hohenzollern und
Waldburg. Entsprechende Lücken finden sich in dem Kapitel über die Klöster: Vf.
handelt seinen Kasus exemplifizierend an dem vorderösterreichischen St. Blasien ab
und lässt die zahlreichen und für den deutschen Südwesten so charakteristischen
Reichsklöster mehr oder weniger ungenannt links liegen. Nur am Rande erwähnt
werden sollen die vier Landkarten, die nicht nur höchst ungenau sind, sondern auch

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