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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2004/0241
Neues Schrifttum

Der Beitrag von Säkularisation und Mediatisierung zur Entstehung moderner
Staatlichkeit ist in der Geschichtswissenschaft heute unbestritten. Sie förderten die
Entfeudalisierung der Reichskirche und die Auflösung der Ständegesellschaft. In
Süddeutschland ermöglichten sie die Bildung größerer Flächenstaaten und gaben den
Anstoß zur Schaffung einheitlicher Verwaltungs-, Wirtschafts- und Rechtsgebiete.
Zweifellos ist die Kirche dabei materiell und kulturell getroffen worden. Die Vermögensverluste
, die Zerstörung wertvoller Kunstwerke und Bibliotheksbestände, die
Auflösung zahlreicher katholischer Universitäten und Gymnasien haben das geistige,
kulturelle und soziale Leben im katholischen Deutschland lange Zeit geschwächt. In
der Geschichtswissenschaft wird heute weitgehend auf eine sachliche und ausgewogene
Darstellung dieser höchst komplexen und konfliktträchtigen Aspekte geachtet,
was auch auf die Mehrzahl der Beiträge in den beiden Textbänden zutrifft. Der säkularisationsfeindliche
Tenor, der die Geschichtsschreibung im 19. und noch bis ins 20.
Jh. hinein bestimmte, ist glücklicherweise verschwunden. Und dennoch ist es auch
heute noch oftmals „eher eine Frage des Standpunktes als der wissenschaftlichen
Erörterung, ob man die Säkularisation als Zerstörung einer Hochblüte oder als
Beseitigung überlebter Strukturen beurteilt", wie Rudolfine von Oer feststellt. Dies
lässt sich leider auch für einige der vorliegenden Beiträge feststellen, in denen die
Autorinnen und Autoren aus ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Säkularisation
keinen Hehl machen. Da ist immer noch die Rede vom „Ausplündern der Klöster
und Kirchen", von den „Sturmfluten" und dem „räuberischen Ausverkauf der Säkularisation
", da wird das selbstherrliche Auftreten der neuen Machthaber, insbesondere
der evangelischen Altwürttemberger, gegeißelt. Bezeichnend ist auch, dass der
Widerstand der ländlichen Bevölkerung gegen Verbote, wie z.B. des Weingartener
Blutritts, gelegentlich als Ausdruck des Widerstandes gegen die neue Herrschaft
hochstilisiert wird. Dabei bleibt aber unerwähnt, dass die Wiederbelebung der Volksfrömmigkeit
als ein im Zeichen des Ultramontanismus gewolltes und gesteuertes
Instrument der dezidierten Abgrenzung des katholischen Bevölkerungsteils zur aufgeklärten
, bürgerlich-liberalen Öffentlichkeit herhalten musste.

Hohenzollern ist in den Aufsatzbänden mit mehreren hervorragenden Beiträgen
gut vertreten. Neben einer Überblicksdarstellung über die Klöster in den beiden
hohenzollerischen Fürstentümern zur Zeit der Säkularisation schildert Andreas
Zekorn in einem weiteren Beitrag die im Zuge der josephinischen Reformen durchgeführten
Aufhebungen der Klöster Gorheim und Laiz im Jahr 1782. Umfassend und
anschaulich erläutert er die Vorgänge vor dem Hintergrund des langjährigen Konflikts
zwischen dem Fürstentum und Habsburg um die österreichische Landeshoheit
in Hohenzollern-Sigmaringen. Die Säkularisationen, so seine These, seien ein Akt
„zur verstärkten Durchsetzung der österreichischen Territorialsuperiorität in
Hohenzollern-Sigmaringen" gewesen, bei dem die österreichischen Beamten Fürst
Karl Friedrich wie einen landsässigen Herrscher, als eine „quantite negligeable"
behandelten. Er wurde weder über die Säkularisationspläne informiert, noch war er
an der Durchführung beteiligt. Und auch bei der Versteigerung der Klostergüter
konnte er lediglich als Mitbieter in Erscheinung treten. Die Auswirkungen der Klosteraufhebungen
seien jedoch gering gewesen. Die Schwestern waren in der Öffentlichkeit
ohnehin kaum in Erscheinung getreten, noch waren die Klöster bedeutende

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