Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 40
(PDF, 38 MB)
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Ulrich Feldhahn

gewundenes Handtuch, galt wie der Schwan als Sinnbild der Reinheit, während die
an ihm angebrachten zehn Fransen bzw. Glöckchen die zehn Gebote und deren
wachsame Befolgung versinnbildlichten33.

Obwohl über den nur etwa einhundert Jahre bestehenden Orden und sein Wirken
wenig bekannt ist, wurde er im idealisierenden Rückblick des 19. Jahrhunderts geradezu
verklärt. Naheliegenderweise war auch der von romantischen Ideen durchdrungene
König Friedrich Wilhelm IV von ihm fasziniert und nahm am 24. Dezember
1843, also vierhundert Jahre nach seiner angenommenen Entstehung, eine Neugründung
des Schwanenordens als eine Gesellschaft mit karitativer Zielsetzung vor, bei der
er sich und seine Gemahlin zu dessen Großmeistern ernannte. Diese bereits manchem
Zeitgenossen als Anachronismus erscheinende Wiederbelebung scheiterte aber
bald darauf an der Tatsache, dass ein protestantischer Monarch schwerlich einen
ursprünglich der Marienverehrung dienenden Orden aufrecht erhalten konnte. Dennoch
finden sich innerhalb der Burg Hohenzollern neben dem Wandgemälde noch
weitere Darstellungen des Schwanenordens; so ziert das Motiv seiner Collane beispielsweise
das zur Einweihung der Burg 1867 erstmals benutzte Gästebuch sowie
Teile der historischen Tischwäsche. Des weiteren findet sich der Schwanenorden auf
dem über dem Kamin in der Bibliothek angebrachten Abguss der Grabplatte von
Graf Eitel Friedrich II. und seiner Gemahlin Magdalena v. Brandenburg (1460-1496),
deren Original sich in der Stiftskirche St. Jakob in Hechingen befindet34.

Der Autor der beiden im Durchgang zum Markgrafenzimmer angebrachten
Wandbilder war der Historienmaler und Illustrator Konrad Weigand (1842-1897) aus
Nürnberg35. Stillfried ließ die rechte Darstellung offenbar 1880 nochmals abnehmen
und fotografieren, um eine Abbildungsvorlage für seine Publikation über den Schwanenorden
zu erhalten, wo sie bemerkenswerterweise als „Todtenschild zum frommen
Angedenken der stammesverwandten Ordensmitglieder, gestiftet von König Friedrich
Wilhelm IV in den Markgrafenthurm auf Burg Hohenzollern"36 bezeichnet
wird. Tatsächlich beziehen sich die Bilder formal wie inhaltlich auf drei in der Heils-
bronner Kirche erhaltene Totenschilde und dabei insbesondere auf die Gedächtnistafel
des Ordensgründers Friedrich II. (Abb. 6). Auf allen findet sich die Darstellung
eines die Ordenskette präsentierenden fliegenden Engelspaares vor jeweils wechselndem
Hintergrund, das auf der Burg Hohenzollern in einer nazarenisch beeinflussten
Auffassung abgewandelt wurde, wie sie die akademisch geprägte Malerei des mittleren
19. Jahrhunderts kennzeichnet. Dies äußert sich vor allem in der lieblicheren Phy-

33 Schumann (wie Anm. 8), S. 13.

34 Bothe (wie Anm. 1), S. 246f.

35 Heydemann an Stillfried, 21.8.1880 (GStA-PK, VI. HA, NL Stillfried-Alcäntara, Nr. 11.
Diese Tätigkeit Weigands auf der Burg Hohenzollern war bisher nicht bekannt. Zwar schrieb
ihm die Allgemeine Deutsche Biografie „Wandmalereien in den Prunkräumen der Burg
Hohenzollern" zu, brachte diese aber irrtümlicherweise mit Weigands weitverbreiteter Illustration
der 1598 in Hechingen abgehaltenen „Hohenzollerischen Hochzeit" in Verbindung,
die auf der Burg Hohenzollern an keiner Stelle thematisiert wurde (ADB Bd. 55. Berlin 1910.
S. 14).

36 Stillfried/Haenle (wie Anm. 31).
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