Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 49
(PDF, 38 MB)
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Lesegesellschaften, Musik, Theater, Kunst

eigenen Gesellschaften zusammenschlössen, die sich ihrerseits wieder gegen untere
Schichten abgrenzten. Auf diese Weise erfasste das Vereinswesen immer weitere
Bevölkerungskreise3.

Auch in Hechingen hing die Entstehung einer bürgerlichen Kultur im 19. Jahrhundert
eng mit einer Vereinigung zusammen. Am Beispiel der Entwicklung der
Hechinger Museumsgesellschaft lassen sich wesentliche Züge der allgemeinen Entwicklung
exemplarisch nachvollziehen. Das Museum wurde 1824 nach dem Beispiel
anderer Städte als gesellige Lesegesellschaft gegründet. Literarische und gesellige
Unterhaltung standen bei ihm bereits als gleichwertige Zielsetzungen nebeneinander.
Dies ist eine Entwicklungsstufe, die den reinen Lesegesellschaften folgte. Der Verein
befand sich in seinen Anfängen noch unter starkem fürstlichen Einfluss: Fürst Friedrich
Hermann Otto (1776 - 1838), Protektor der Gesellschaft, förderte sie finanziell
und materiell, indem er ihr etwa unentgeltlich ein Gebäude zur Verfügung stellte.
Motiviert war er vermutlich von einem gewissen Repräsentationsbedürfnis, von dem
Wunsch, der Residenzstadt Glanz und einen kulturellen Mittelpunkt zu verleihen,
gepaart mit dem Bedürfnis nach gehobener geselliger Unterhaltung für sich selbst. Es
erscheint bezeichnend, dass sich sein Sohn, Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin
(1801 - 1869) noch Mitte Juni 1848, also kurz nach den revolutionären Ereignissen im
März, in Hemdsärmeln ,kreuzfidel' im Museum aufhielt, wie es ein Beobachter formulierte4
. Gründungsmitglieder des Hechinger Museums waren die Honoratioren
der Stadt und der Nachbarorte: höchste fürstliche Beamte, Militärs, Arzte, Geistliche,
die gehobene Lehrerschaft, zudem Apotheker, Kaufleute und Wirte. Auch drei
Angehörige der jüdischen Gemeinde Hechingens waren beteiligt, was auf die beginnende
, wohl eher zögerliche Assimilation der Hechinger Juden verweist. So schrieb
1924 ein Museumsmitglied, dass sich im 19. Jahrhundert der Gedanke ihrer (= der
Juden) Gleichberechtigung ... noch nicht vollkommen in den Köpfen der Mitglieder
durchgesetzt (hat): Gesuche um Aufnahme rufen stets heftige Ballotagekämpfe, Proteste
, Neuabstimmungen hervor. Auch um die Wende zum bzw. zu Beginn des 20.

3 Grundlegende ältere Literatur: Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen
zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Darmstadt-Neuwied 1982, S. 37;
Otto Dann: Die Lesegesellschaften und die Herausbildung einer modernen bürgerlichen
Gesellschaft in Europa. In: Ders. (Hg.): Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation. Ein
europäischer Vergleich. München 1981, S. 9 - 28, hier: S.ll-13, 16ff.; Thomas Nipperdey: Verein
als soziale Struktur in Deutschland im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Eine Fallstudie
zur Modernisierung I. In: Ders., Gesellschaft, Kultur, Theorie. Gesammelte Aufsätze
zur neueren Geschichte. Göttingen 1976, S. 174 - 205, bes. S. 177, 181 186f., 191; Herbert
Freudenthal: Vereine in Hamburg. Ein Beitrag zur Geschichte und Volkskunde der Geselligkeit
. Hamburg 1968.

4 Eberhard Gönner: Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern
und deren Anschluß an Preußen. Hechingen 1952 (=Arbeiten zur Landeskunde Hohenzol-
lerns. Bd. 2), S. 73.

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