Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 50
(PDF, 38 MB)
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Andreas Zekorn

Jahrhunderts wurden von diesem Museumsmitglied missbilligend, neuerliche antisemitische
Tendenzen vermerkt5.

Gegenüber unteren Gesellschaftsschichten schottete sich das Museum durch Aufnahmeverfahren
und die Höhe der Mitgliedsbeiträge streng ab. Im Jahre 1831 hatte
das Museum 71 Mitglieder (1924: 110 Mitglieder). Bildung, gesellschaftlicher Rang
und Besitz waren die Kriterien für die Zugehörigkeit. Als Sieb diente zum einen das
strenge Zulassungsverfahren, indem die Mitglieder geheim über die Neuaufnahme
eines Bewerbers abstimmten. Zum anderen bildete die Höhe des jährlichen Mitgliedsbeitrags
, nämlich 8 fl., ein Hindernis. Wie streng die Grenzen beachtet wurden,
zeigt sich daran, dass 1836 heftig darüber debattiert wurde, ob der Bürgermeister von
Hechingen und ein Seifensiedermeister zu den städtischen Honoratioren zählten und
damit zu einem Ball im Museum zugelassen werden sollten oder nicht. Der Erbprinz
persönlich sprach ihnen daraufhin die Honoratiorenqualität zu. In einem anderen
Fall führte unehrenhaftes Verhalten zum Ausschluss bzw. zum Hinausdrängen aus
dem Museum, so die Prügelei des Hofsängers Moritz Löwe auf der öffentlichen
Straße mit gemeinem Volk. Man legte also größten Wert auf die gesellschaftliche Position
und entsprechendes Verhalten.

Im Museum konnte sich das Bürgertum der Stadt Hechingen formieren. Uber die
Vereinigung stand ihm ein besonderes kulturelles Angebot zur Verfügung. Im Lesezimmer
lagen Zeitungen und Bücher aus, die auch entliehen werden konnten. Im Vereinslokal
sorgte ein Wirt für das leibliche Wohl der Mitglieder. Zur Unterhaltung gab
es Kartenspiele, Billard und die Möglichkeit zum Kegeln. Gesellschaftliche Höhepunkte
stellten die Bälle und die an den Sonntagen stattfindenden Konzerte im
Museumssaal dar, worauf noch zurückzukommen sein wird. Ferner fanden auch
Theateraufführungen im Museumssaal statt, die wohl nicht nur für die Museumsmitglieder
gedacht waren. Insgesamt bildete die Museumsgesellschaft den Kristallisationskern
für das kulturelle Leben der Stadt Hechingen gerade in der Zeit vor 1850.

Die Bedeutung des Museums bestand nicht allein darin, das Bedürfnis der Oberschicht
nach Geselligkeit und Lektüre zu befriedigen, es entwickelte auch politische
Funktionen, denn die Mitglieder lernten im Verein vor allem in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts demokratische Strukturen vor deren Verwirklichung in der staatlichen
Sphäre kennen6. Die Satzungen von Vereinen können allgemein als eine Art Vor-
und Abbild parlamentarischer, demokratischer Staatsverfassungen begriffen werden.
Bemerkenswerterweise machen sich in den Vereinssatzungen auch teilweise lokale

5 Vgl. zum folgenden Kapitel, wenn nicht anders angegeben: Andreas Zekorn: Ort bürgerlicher
Kultur. Die Hechinger Lesegesellschaft „Museum", in: Zollernalb-Profile. Jahrbuch des
Kreises. Bd. 2. Hg. vom Zollernalbkreis, Balingen 1990, S. 128 - 133; August Vezin: Geschichte
des Hechinger Museums. 1924 und die Zusammenstellung zur Geschichte des Museums von
Heinrich Fassbender (Heimatbücherei Hechingen P 9, K 393 g), Bl. 10 zu den jüdischen Mitgliedern
. Zum kulturellen Leben in Hohenzollern: Andreas Zekorn: Kultur in Hohenzollern
- Kunst, Bildung, Wissenschaft, Presse und Vereinswesen In: Fritz Kallenberg: Hohenzol-
lern.(=Schriften zur polischen Landeskunde Baden-Württembergs. Bd. 23). Stuttgart 1996,
S. 360 - 419, S. 372ff., 375f. 383ff.

6 Nipperdey, Verein (wie Anm. 3), S. 196ff.; Dann, Lesegesellschaften (wie Anm. 3), S. 21;
Hoffmann, Geselligkeit (wie Anm. 2), S. llff., 17ff.

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