Freiburger historische Bestände - digital

Lesegesellschaften, Musik, Theater, Kunst

verfasst, das der Museumsvorstand überreichte. Anträge preußischer Offiziere auf
eine Mitgliedschaft im Museum datieren vom Oktober 184913. Bald darauf wird der
Einfluss dieser neuen Mitglieder in der Gesellschaft anhand der Bibliotheksbestände
ablesbar. Durch die Integration der Preußen übernahm das Museum eine sozial- und
gesellschaftspolitisch wichtige Funktion.

Ihr Ende fand die Museumsgesellschaft im 20. Jahrhundert unter der nationalsozialistischen
Diktatur. Im Rahmen der Gleichschaltungsmaßnahmen wurde sie 1935
zur Selbstauflösung gezwungen. Die Bücherei mit etwa 3.000 Bänden wurde der
Stadt übergeben. Förmlich löste sich das Museum jedoch erst im Februar 1951 auf.
Das Schriftgut des Vereins wurde zu einem großen Teil an die Heimatbücherei
Hechingen und das Stadtarchiv Hechingen abgegeben und dadurch gesichert14.

2.2. Mittelständische gesellige Lesegesellschaften in Hechingen

Da das Museum dem mittelständischen Bürgertum Hechingens verschlossen war,
gründeten diese Schichten ebenfalls gesellige Lesegesellschaften, deren Entwicklung
auf der Grundlage der für den vorliegenden Beitrag ausgewerteten Quellen jedoch
nicht detailliert nachvollzogen werden konnte. Dies gilt auch für die übrigen nachfolgend
genannten Vereinigungen, zu denen nur rudimentäre Informationen vorliegen.
Dennoch seien sie zumindest aufgeführt, um einen Einblick in das breite Spektrum
kultureller Vereine in Hechingen zu geben.

1832 formierte sich in Hechingen ein liberaler Leseverein. 1849 wurde ein Bürger-
Casino ... zum Zwecke literarischer und geselliger Unterhaltung gegründet, in das
jeder unbescholtene Mann ... aufgenommen werden konnte. Gleich anfänglich besaß
es 65 Mitglieder. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge, nämlich drei Gulden im Jahr, lässt
vermuten, dass die Gesellschaft eben jenem mittelständischen Publikum geöffnet
war, dem sich das Museum verschloss. Dieser Verein existierte noch 185115. Im Jahre
1858 wurde jedoch ein neues Bürger-Casino gegründet, welchem Angehörige des
Stadtmagistrats und des Bürgerausschusses vorstanden und in dem außer den beteiligten
Bürgern auch andere Einwohner - Lehrer, Kaufleute und Beamte - Mitglieder
waren. Welchen Zweck der Verein hatte, wird nicht deutlich. Zu Beginn des 20. Jahrhundert
bestand dieser Verein anscheinend nicht mehr16.

Im Zeitraum von 1855 bis etwa 1909 ist ein weiterer Leseverein in Hechingen
belegt, der vermutlich mit der Museumsgesellschaft zusammenhing, denn die Mitglieder
des Lesevereins versammelten sich im Bibliothekszimmer des Museums und
nutzten einmal für eine Versteigerung die Museumswirtschaft17.

13 Heimatbücherei Hechingen, Unterlagen der Museumsgesellschaft, v.a. K 393; Verordnungsund
Anzeigeblatt für das Fürstenthum Hechingen 63 (8.8.1849).

14 Hohenz. Zeitung 28 (19.2.1951), 32 (26.2.1951); HBH P 9.

15 1851 veranstaltete er einen Vereinsball. Verordnungs- und Anzeigeblatt für das Fürstentum
Hechingen/Hohenz. Wochenblatt 1 (3.1.1849); 75 (28.12.1850), 15 (22.2.1851).

16 Hohenz. Wochenblatt 29 (12.3.1858); Hohenz. Blätter 112 (25.7.1901): hier ist nur noch das
katholische Casino aufgeführt.

17 Hohenz. Wochenblatt/Blätter 6 (14.1.1855), 192 (21.12.1879), 112 (25.7.1901), 76 (3.4.1905),
144 (1.7.1909): hier ist der Leseverein jeweils noch unter den Hechinger Vereinen aufgeführt.

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