Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 56
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Andreas Zekorn

später auch für Erwachsene. 1836 wurde der Singverein gebildet, der bereits ein Jahr
darauf anlässlich des erwähnten großen Musikfestes die Chorstellen in Händeis
„Messias" übernahm. Wichtl gründete den Verein zunächst für beide Geschlechter; er
sollte reich und arm, hoch und nieder (vereinen), um durch die Tonsprache sich zu
verständigen. Bereits nach drei Jahren löste der fürstliche Hofkapellmeister Täglichs-
beck den bisherigen Dirigenten Wichtl ab. Die Vereinigung nahm offenbar eine elitäre
Entwicklung, denn später stimmte man über die Aufnahme neuer Mitglieder, wie
in der Museumsgesellschaft, mittels Ballotement ab, d.h. mit weißen und schwarzen
Kugeln. In den Verein wurde also nicht mehr jeder aufgenommen, und der Vorstand
rekrutierte sich aus den Honoratioren der Stadt. Diese Exklusivität gab es noch
zu Beginn des 20. Jahrhunderts: die hohen Beiträge konnten sich damals nur die besseren
Leute leisten26. Bemerkenswert ist, dass der Verein eine starke gesellige Komponente
besaß, so veranstaltete er Gesellschaftsabende, Tanzkränzchen und große
Bälle.

Schon 1843 war der Zusammenschluss mit der Blechmusik Harmonie zum Musikverein
erfolgt, dessen Protektor der Fürst war und der sich aus den besten Kreisen der
Stadt Hechingen zusammensetzte, nochmals ein Indiz für die Entwicklung hin zu
einem Verein der Oberschicht. Während der Revolution 1848 lösten die aktiven Sänger
ohne Zuzug der passiven Mitglieder den Musikverein auf, nachdem die Spannungen
innerhalb des Vereins zu stark geworden waren. Bei den Diskrepanzen ging es
offenbar auch um die Beteiligung der Frauen an dem Verein. Ein Teil der Mitglieder
scheint einen reinen Männerchor intendiert zu haben. Auf Beschwerden der Passiven
verbot der Fürst den Mitgliedern des Musikvereins den Zutritt zu den Hofkonzerten.
Erst auf inständiges Bitten hin widerrief er seinen Beschluss. Der Musikverein blieb,
wie die Museumsgesellschaft, erhalten, doch scheinen die Aktivitäten weitgehend
ausgesetzt worden zu sein. Inwiefern die Auseinandersetzungen im Zusammenhang
mit den politischen Ereignissen 1848/49 standen, ist nicht zu beurteilen, doch hatten
sie möglicherweise auch auf den Musikverein Auswirkungen27.

Die vom Hofe geprägte und getragene Musikkultur wurde nach dem Wegzug des
Fürsten durch eine bürgerliche ersetzt. Da die fürstlichen Finanzmittel nicht mehr
vorhanden waren, musste sich diese neue musikalische Kultur notwendigerweise
bescheidener geben. Durch die fürstliche Musikförderung war jedoch vermutlich ein
Impuls gegeben worden, der mit dazu beitrug, dass diese Entwicklung fortgeführt
wurde28. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in Hechingen sogar
zwei Gesangvereine, die zeitweilig konkurrierten. Im Folgenden sei insbesondere auf
diese Entwicklung und den Gesangverein eingegangen, da jener in der Literatur bislang
kaum beachtet wurde, möglicherweise auch deshalb weil er jüdische Mitglieder
besaß.

26 Heinrich Walz: 25 Jahre Männergesangverein Hechingen. In: Der Zoller 30.1.1935.

27 Dies lassen 1853 erschienene Zeitungsberichte vermuten: Amtsblatt für das Kreisgericht
und Oberamt Hechingen 14 (15.2.1853), 19 (4.3.1853), 21 (11.3.1853).

28 So auch ein Zeitungsartikel von 1858: Hohenz. Wochenblatt 58 (18.5.1858). - 1859 traten bei
Konzerten des Musikvereins nochmals der fürstliche Hofkapellmeister Max Seifriz und Mitglieder
der Hofkapelle auf (Egler, Chronik der Stadt Hechingen, [wie Anm. 20], S. 273).

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