Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
41(126).2005
Seite: 106
(PDF, 38 MB)
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Peter Wax

Und ausführlicher zu reden wäre
eigentlich auch und vor allem über
Gustav Klemens Schmelzeisen, der
seine Uberzeugungen - wenn er
welche hatte - bedenkenlos seiner
Karriere opferte und für mich der
Paradefall eines perfekten, weil
prinzipienlosen Wendehalses ist. Er
war seit 1934 Richter in Hechingen
und mehrfacher NS-Funktionär.
Schon vor 1933 hatte er sich bei
mehreren Universitäten vergeblich
um eine Habilitation bemüht; sein
Lebenstraum war es, „Professor"
zu werden. Aber dann kam das Jahr
1933, und jetzt zeigte er Flagge -
die „richtige", nämlich die Hakenkreuzflagge
- mit Schriften unter
dem Titel „Die Uberwindung der
Starrheit im neuzeitlichen Rechtsdenken
" und „Das Recht im nationalsozialistischen
Rechtsdenken",
Prompt erreichte er 1934 in Tübingen
die Habilitation. Seit 1942 war
er Professor in Halle. 1946 wurde
er in ersten Umlauf der „politischen
Säuberung" mit einem umfassenden Betätigungsverbot auf juristischem Gebiet
belegt, was auch er - siehe Holzhäuer - als schreiendes Unrecht anprangerte. 1951
war er, nach dem zweiten (wie in vielen Fällen skandalös NS-freundlichen) Umlauf
des Entnazifizierungsverfahrens, wieder als Richter am Landgericht Hechingen tätig.
Aber damit nicht genug: Als Nachkriegs-Mitbegründer der Hechinger Künstlergilde
förderte er nunmehr Kunstwerke, die von seinesgleichen noch wenige Jahre zuvor als
entartete Kunst bezeichnet worden wären, einschließlich der Gemälde, die er jetzt
selbst anfertigte. Schließlich wurde er wieder Jura-Professor.

Uber ihn und viele andere wäre wie gesagt noch viel zu sagen, aber ich muss es hier
und heute dabei belassen.

Hechinger Ortsgruppenleiter der NSDAP war der Justizobersekretär beim Landgericht
Paul Weidle, Jahrgang 1895. Er war bereits 1932 in die NSDAP eingetreten,
aus Uberzeugung für die gute Sache, wie stets betonte. Er begriff weder vor noch
nach 1945, wen und was er da unterstützte bzw. unterstützt hatte. In einem Polizeiprotokoll
vom Herbst 1945 findet sich die abschließende Bemerkung: „Weidle, der
vor der Machtübernahme in die Partei eingetreten ist, seine Frau und Kinder sehr früh
in die Frauenschaft und in die HJ aufnehmen ließ, ist nur aus voller Uberzeugung
Parteigenosse geworden....Wenn er auch heute zahlreiche Fehler der nationalsozialistischen
Partei einsieht, so tritt er jetzt doch noch für die persönlichen Verdienste

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Gustav Klemens Schmelzeisen


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