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Neues Schrifttum
Die häufig glorifizierende Überlieferung lege „grundlegende Dispositionen des Ent-
deckungs- und Kolonialzeitalters" offen (S. 854); sie sei eine Flucht aus den
Beschränkungen der zivilisierten Welt.
Insgesamt weist der Sammelband in durchweg beachtenswerten Studien den hohen
Stellenwert der internationalen Kriminalitätsforschung in den aktuellen Geschichtswissenschaften
nach. Die internationale Ausrichtung lädt zu anregenden Vergleichen
ein. Die stattlichen 854 Textseiten stellen jedoch hohe Anforderungen an die Ausdauer
der Leserschaft. Deshalb ist es besonders zu begrüßen, dass die Inhalte durch
Zusammenfassungen in Deutsch, Englisch und Französisch und außerdem durch ein
gründliches Sachregister erschlossen sind.
Meersburg Martin Zürn
Sammelrezension: Neuere Veröffentlichungen zur Geschichte der Reichskirche in der
Frühen Neuzeit
Jörg Pfeifer: Reform an Haupt und Gliedern. Die Auswirkungen des Trienter Konzils
im Mainzer Erzstift bis 1626. Darmstadt / Marburg: Selbstverlag der Hessischen
Historischen Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission für Hessen
1996. 301 S. (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte, Bd. 108). - Simo-
netta Scherling: Markus Sittikus III. (1533-1595). Vom deutschen Landsknecht zum
römischen Kardinal. Konstanz: Universitätsverlag Konstanz GmbH 2000. 247 S.
(Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs, N.E, Bd. 4). - Jürgen Lotterer. Gegenreformation
als Kampf um die Landesherrschaft. Studien zur territorialstaatlichen Entwicklung
des Hochstifts Paderborn im Zeitalter Dietrichs von Fürstenberg (1585-
1618). Paderborn: Bonifatius GmbH 2003. 390 S. (Studien und Quellen zur Westfälischen
Geschichte, Bd. 42). - Gerrit Walther: Abt Baltasars Mission. Politische Mentalität
, Gegenreformtion und eine Adelsverschwörung im Hochstift Fulda. Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. 745 S. (Schriftenreihe der Historischen Kommission
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 67).
Als nahezu unüberwindliche „Barriere" habe die Reichskirche der Ausbreitung
der Reformation früh Schranken gesetzt - so der Befund des Tübinger Historikers
Volker Press. Sein konzises Urteil stellte nicht in erster Linie nur auf den Prozess der
katholischen Konfessionalisierung ab, der zwischen 1580 und 1620, also geraume Zeit
nach Abschluss des Trienter Konzils (1564) mit einer deutlich erfassbaren Vielzahl
regionaler Varianten auch in den Bistümern des Heiligen Römischen Reiches zu
beobachten ist. Press akzentuiert vielmehr die stabilisierende Funktion, die den geistlichen
Fürstentümern als Reichsständen, als Teil der politischen Ordnung des Heiligen
Römischen Reiches deutscher Nation, durch ihr bloßes Vorhandensein zukam, in
Abhängigkeit freilich von ihrer geopolitischen Lage, den Konfessionsentscheidungen
insbesondere benachbarter Großdynastien und dem „Modernisierungspotential",
das die Hochstifte unbeschadet ihrer selbst im 16. Jahrhundert noch weitgehend mittelalterlichen
Verfasstheit aufzubringen vermochten.
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