Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 36
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0048
Wilfried Schöntag

daher bemerkenswert, dass in einem Lagerbuch einer Pfarrei des Augustinerchorherrenstifts
Beuron ein für die Geschichte des Stifts einzigartiger in Latein verfasster
Bericht steht. Es ist die Rede von einem Graf Gerold von Bussen, der 877 im Herrschaftsbereich
der Grafen von Hohenberg auf einem Berg oberhalb des Stifts Beuron
ein Klosters "Pussen-Buron" gegründet hat. Um Gerold als historische Persönlichkeit
zu verorten, wird er auch Herzog von Schwaben, Rat und Fahnenträger König
Karls des Großen genannt. Dann folgt auf zwei Seiten ein Katalog von 30 Pröpsten,
der von 777 bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts reicht. Nach vier Einträgen zu Ereignissen
der Jahre 1035, 1092, 1448 und 1468 folgt eine Vermerk, dass der Pfarrer Bartholomäus
Pirzschelin diese historischen Einträge geschrieben habe. Eine Diskussion
der Einzelheiten, sowohl der historischen wie der schriftgeschichtlichen, soll hier
jedoch nicht vorgenommen werden. An anderer Stelle ist dies ausführlich erfolgt2 und
muss nicht wiederholt werden.

Für Leopold Stierle ist dieser Text der Eckstein für seine Beweisführung, es habe
schon vor dem Ende des 11. Jahrhunderts im Donautal gegründeten Stifts Beuron ein
auf der anderen Donauseite am Berghang gelegenes Kloster gegeben. In einem in dieser
Zeitschrift posthum veröffentlichten Beitrag hat er sich zum wiederholten Mal
vehement für die historische Existenz eines karolingischen Klosters Beuron eingesetzt3
. Er kennt auch den genauen Standort des Klosters auf einem Berghang über der
Donau4. Die Resonanz hierauf ist interessant. Pater Augustinus Gröger OSB nimmt
in seinem Beitrag über Beuron in dem 2005 erschienenen Sammelwerk „Klöster im
Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart" keinen Bezug auf eine historisch
gesicherte karolingische Gründung, sondern behandelt diese unter dem
Gesichtspunkt der Traditionsbildung. „Begreift man diese allenthalben üblich Traditionsbildung
mit dem Blick der Sympathie für das Schwache von ihren Ursachen her,
statt eine moderne historische Sicht anzulegen, dann erschließt sich ihr vielschichtiges
Geflecht im Fall Beurons nach zwei Richtungen hin, einmal heilstheologisch-
geistlich-symbolisch, zum andern, gewiss für uns Heutige eher problematisch, weltlich
-politisch"5. Die Nachrichten über „Altbeuron" werden als barocke theologisch
fundierte Gründungslegende eingeordnet, die in einem bestimmten historischen
Umfeld entstanden sind. Demgegenüber stellt Prof. Dr. Immo Eberl in seiner Besprechung
der Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte Bd. 40 fest, dass Stierle die Frage
, wo das karolingische Kloster Beuron gestanden hab, zumindest theoretisch gelöst
habe. „Nun erhebt sich die Frage, ob die Archäologie dieser Lösung zustimmt oder
nicht"6. Damit erkennt Eberl die Argumentation von Stierle als zwingend an, dass es

2 Wilfried Schöntag: Erwerb der Reichsunmittelbarkeit durch Kauf von Hoheitsrechten oder
durch Fälschung von Texten? Die Fälschungen des Beuroner Kanzleidirektors Johann Bartholomäus
Pizenberger (+1772), in: ZHG 28, 1992, S. 23-66.

3 Leopold Stierle "f: Das ehemalige Kloster Pussen-Buron, später Alt-Beuron genannt. Wo hat
das Kloster einst gestanden? In: ZHG 40, 2004, S. 1-28.

4 Ebenda S. 25 f., Karte S. 28.

5 Augustinus Gröger: Kloster Beuron S. 56.

6 Immo Eberl: Rezension der ZHG 40, 2004, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte
65, 2006, S. 592-593, hier S. 592.

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