Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 37
(PDF, 55 MB)
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Gründungslegenden, Fälschungen und kritische Geschichtsschreibungen

ein karolingisches Kloster gegeben habe. Erneut wird also die Frage nach der historischen
Existenz von Altbeuron aufgeworfen.

Wenn um 1550 in der abgelegenen Pfarrei Egesheim Nachrichten über eine karo-
lingische Klostergründung bekannt waren, dann müssten sich dieses auch in der
Uberlieferung der Augustinerchorherren in Beuron niedergeschlagen haben. Dies ist
jedoch nicht der Fall. Die recht dichte Uberlieferung von Papst- und Kaiserurkunden
aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts kennt nicht einmal den Gründer des im
Donautal erbauten Stifts. Auch ist nicht einmal andeutungsweise von einer Verlegung
oder einer Vorgängereinrichtung die Rede7. In einer Ablassurkunde aus dem Jahr
1362 wird erstmals als Gründer von Beuron im Tal einen gewissen Peregrin genannt,
der alemannischer Herzog gewesen sein soll. In der Reihe der schwäbischen Herzöge
gibt es keinen „Peregrin", es handelt sich also um eine fiktive Zuordnung. Die Beu-
roner Augustiner bezogen sich auf einen edelfreien Herrn Peregrin, der dem Stift
zahlreiche Güter in und bei Mengen geschenkt hatte. Diesen erhoben sie zum Herzog
, um durch einen hochrangigen Adligen als Stifter ihre Bedeutung zu unterstreichen
.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts, also zeitgleich mit dem angeblichen Eintrag im
Egesheimer Urbar, setzte sich Graf Froben Christoph von Zimmern in seiner Chronik
mit dem Gründer Peregrin auseinander. Der Graf stellt fest, dass man nichts
sicheres über den Peregrin wisse. Er habe kurz vor 1100 Beuron gegründet und es mit
umfangreichem Besitz bei Mengen ausgestattet. Daher sei er wohl ein Herzog von
Schwaben gewesen. Wer die Arbeitsweise des Grafen kennt, der weiß, dass er alle ihm
zugänglichen Quellen ausgewertet hat. Festzuhalten ist, dass die zentrale Beuroner
Uberlieferung und die Zimmersche Chronik keine Hinweise auf eine karolingische
Gründung enthalten, während gleichzeitig wenige Kilometer entfernt in Egesheim
detailliertes Wissen darüber vorhanden gewesen sein soll.

Als Propst Vitus Hainzmann (1574-1614) das Stift aus der unter seinen Vorgängern
eingetretenen desolaten Lage herausführte, muss sich der Konvent auch mit seiner
Geschichte beschäftigt haben. Hierauf deutet die in einer Urkunde von 1582 genannte
Flurbezeichnung zum alten Closter8 in der Flur Eschenacker, die Teil des Reinfelds
war. Damals hatten die Chorherren einen markanten Punkt oberhalb der Donau im
Hohenberger Forst als Lagebezeichnung für ein altes Kloster gewählt. Dieser Name

7 Einzelbelege bei Wilfried Schöntag: Traditionsbildung in Beuron. Die Gründungslegenden
für Altbeuron und das Stift im Donautal, in: Ders. (Hrsg.): 150 Jahre Abteikirche in Beuron.
Geschichte, geistliches Leben und Kunst. Beuron 1988. S. 36-48 und Schöntag, Erwerb ( wie
Anm. 2).

8 Landesarchiv Baden-Württemberg Staatsarchiv Sigmaringen Ho 156, Acc.Nr. T 1 Nr. 34 zum
2. Juni 1582, Vertrag zwischen dem Stift Beuron und Christof Graf von Hohenzollern-Sigma-
ringen und Karl Graf von Hohenzollern-Sigmaringen, Hauptmann der Herrschaft Hohenberg
, über das Roden von Waldteilen und die Jagd in dem im Hohenberger Forst gelegenen
Reinfeld. Die Gegenüberlieferung liegt in Dep. FAS DS 26, Rub. 50 E Nr. 54. Im Gegensatz
zur Bemerkung von Stierle (wie Anm. 3), S. 25 Anm. 51 sind die Ausfertigungen beider Parteien
in Sigmaringen vorhanden. Er geht von der irrigen Vorstellung aus, dass zu der gräflichen
Ausfertigung eine Karte gehört habe. Hiervon ist weder im Text die Rede, noch liegt eine Karte
der gräflichen Ausfertigung bei.

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