Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 102
(PDF, 55 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0114
Jürgen Scheff

Aufarbeitung der Begleitfauna konnten erneut Spezialisten gewonnen werden. Dr.
Fritz Berckhemer (Stuttgart) übernahm wieder die Bestimmung der Großsäugerreste
, während der erst im Vorjahr promovierte Geologe Dr. Florian Heller (1905-1978)
vom Geologisch-paläontologischen Institut der Universität Gießen die Kleinsäuger
übernahm. Prof. Dr. K. Lambrecht (Budapest) bearbeitete die Vogelreste und Prof.
Dr. Robert Lais (Freiburg) die Schneckenfunde28.

Eduart Peters fiel die undankbare Aufgabe zu, die rein typologische Aufarbeitung
eines reichhaltigen mittelpaläolithischen Artefaktmaterials zu übernehmen, mit dem
er bisher noch nicht konfrontiert worden war. Auf eigene Kosten bereiste er alle
bedeutenden Sammlungen und Grabungsstätten in Deutschland mit entsprechendem
Fundmaterial und knüpfte fruchtbare Beziehungen zu dortigen Fachkollegen. Auch
den bedeutendsten französischen Fundstellen, unter anderem Les Eyzies de Tayac,
galt sein Besuch. Um eigenes Vergleichsmaterial zu gewinnen, führte Eduard Peters
zusammen mit Fritz Berckhemer (1890-1954) von der Stuttgarter Naturaliensammlung
in der Irpfelhöhle bei Giengen an der Brenz vom 20. bis 22. Juli 1931 eine Nachgrabung
durch. Sie erbrachte, wie schon die Erstgrabung von Eberhard Fraas (1862-
1915) und Hermann Emil Sihler (1883-1938) im Jahr 1891, einen mittelpaläolithischen
Fundhorizont mit zahlreichen Tierresten. Zur Bearbeitung der Säugetierfauna wurden
zwei Spezialisten aus Basel, Prof. Dr. H. G. Stehlin und Dr. H. Helbing hinzugezogen
; die Vogelreste untersuchte Prof. Dr. Elsbeth Soergel aus Freiburg29.

Bei der Bestimmung der Steinwerkzeuge beider Grabungen arbeitete Peters erstmals
mit Hugo Obermaier (1877-1946) zusammen, der damals eine Professur an der
Universität Madrid inne hatte. Obermaier, geboren in Regensburg, promovierte 1904
in Wien, wo er von 1909 bis 1911 als Dozent für Vorgeschichte unterrichtete. Von
1911 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs war er Professor am Institut de Paläontologie
Humaine in Paris. In den Jahren 1914 bis 1936 wirkte er in Spanien, danach
kurz in Italien. 1937 wechselte Obermaier in die Schweiz, wo er von 1939 bis zu seinem
Tode Ordinarius für Urgeschichte an der Universität von Freiburg/Schweiz
war30. Als einer der besten Kenner der Urgeschichte West- und Südeuropas war
Hugo Obermaier ein leidenschaftlicher Verfechter der Gliederung der urgeschichtlichen
Epochen im Sinne der „französischen Schule", die er durch seine Forschungen
maßgeblich mit geprägt hatte und die sich bis heute bewährt hat. Obermaier stand
damit bereits um 1930 in erbitterter Konfrontation mit zahlreichen „national" eingestellten
deutschen Fachkollegen, die eine eigenständige deutsche Terminologie durchsetzen
wollten. Eduard Peters folgte in all seinen Veröffentlichungen treu der „französischen
Gliederung". Dies sollte ihn nach der Machtergreifung der Nationalsozia-

28 Eduard Peters: Die Heidenschmiede in Heidenheim. Fundberichte aus Schwaben NF 6
(1931). - Ders.: Die Heidenschmiede in Heidenheim. In: Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit
7 (1931) H. 3 S. 62 f. - Hans Binder: Professor Dr. Florian Heller 60 Jahre alt. In: Mitteilungen
Verband Deutscher Höhlen- und Karstforscher 11 (1965) H. 3 S. 68-80.

29 Fritz Berckhemer u. Eduard Peters: Die Irpfelhöhle bei Giengen an der Brenz. In: Fundberichte
aus Schwaben NF 8 (1935) S. 10-15. - Eduard Peters: Neugrabungen in der Irpfelhöhle
bei Giengen a. d. Brenz. In: Brenztalbote Nr. 171 v. 25. Juli 1931. Giengen a. d. Brenz

30 Ernst Probst: Deutschland in der Steinzeit. München 1991. S. 513.

102


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0114