Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 119
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0131
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

Funden an das Staatliche Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin. Peters reiste
im Januar 1936 nach Berlin, um diese Angelegenheit mit dem Direktor des
Museums, Wilhelm Unverzagt, persönlich zu klären. Ein Veto gegen die Ubergabe
der kulturgeschichtlich wertvollsten Stücke an das bedeutendste Museum des Deutschen
Reiches wäre von vorn herein zwecklos gewesen. Peters agierte äußerst
geschickt und konnte plausibel machen, dass die Funde bis zum Ende ihrer wissenschaftlichen
Bearbeitung sowie der anschließenden Publikation komplett in seinen
Händen verbleiben müssten. Da sich diese Arbeiten hinzogen - es macht den
Anschein, dass Peters sie nicht sonderlich forcierte - konnte eine Ubergabe an Berlin
bis Kriegsende verhindert werden. Als Gegengabe des Berliner Museums konnte ein
Grabungszuschuss von 600 Mark für die anstehende Kampagne herausgehandelt
werden93. In Direktor Wilhelm Unverzagt aus Berlin traf Eduard Peters in schweren
Zeiten auf eine integre Persönlichkeit, mit der er bis zu seinem Lebensende offen und
vertrauensvoll korrespondierte. Einem weiteren Anliegen der Reise nach Berlin war
hingegen kein Erfolg beschieden. Bereits 1930 war Robert Rudolf Schmidt, der Peters
bei seinen ersten Grabungen im Hegau unterstützt hatte, wegen angeblicher finanzieller
Unregelmäßigkeiten sämtlicher Amter an der Universität Tübingen enthoben
worden. Maßgeblich beteiligt an diesen Ränkespielen war ein ehemaliger Schüler von
R. R. Schmidt, Karl Hans Reinerth (1900-1990), der sich früh dem Nationalsozialismus
verschrieben hatte. Im Dienste der Partei machte er eine steile Karriere. Seit 1934
war Reinerth, nunmehr bereits im Besitz einer Professur, im Amt von Alfred Rosenberg
in Berlin für alle Vorgeschichtsfragen im Reich zuständig. So oblag ihm zum Beispiel
die Gleichschaltung archäologischer Verbände und Hochschulabteilungen sowie
die Zensur der einschlägigen Veröffentlichungen und Lehrmaterialien94. Peters versuchte
in politisch äußerst brisanten Gesprächen mit verschiedenen Institutionen
und Personen auszuloten, ob es möglich wäre, seinem früheren Lehrer und Freund
R. R. Schmidt die Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an einer Universität oder
zumindest einer wissenschaftlichen Tätigkeit zu ermöglichen. Bereits aml5. Juni 1935
hatte R. R. Schmidt ein Gesuch an die Deutsche Forschungsgemeinschaft um eine
zweijährige Unterstützung seiner psychisch-anthropologischen Studien zwecks Herausgabe
des zweiten Bandes des Werks „Der Geist der Vorzeit" gestellt, ohne eine
befriedigende Antwort zu erhalten Die Allmacht Reinerths auf diesem Sektor verurteilte
diese zusammen mit Schmidt bis ins Detail hinein geplanten Bemühungen
schon im Ansatz zum Scheitern95.

Im Jagdschloss Hubertusstock in der Schorfheide hatte das Staatliche Museum für
Vor- und Frühgeschichte in Berlin auf Wunsch des Preußischen Ministerpräsidenten

93 Staatsarchiv Sigmaringen Ho 235 VI B 26 Bd. III. Schreiben Eduard Peters an den Regierungspräsidenten
in Sigmaringen, 30. September 1936. - Peters, Meine Tätigkeit (wie Anm. 6)
S. 5.

94 Dieter Kapff: Auf der Suche nach der Vergangenheit - Archäologie und Archäologen am
Federsee zwischen den Weltkriegen. In: Schwäbische Heimat 43 (1992) H. 3 S. 262-279. -
Wolfgang Kimmig: Die „Wasserburg Buchau" - eine spätbronzezeitliche Siedlung (Materialhefte
zur Vor- und Frühgeschichte 16) Stuttgart 1992. S. 13-27.

95 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37) 3 Notizblätter R. R. Schmidt (o. Datum). - Brief
R. R. Schmidt an Eduard Peters, 24. Januar 1936.

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