Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 137
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0149
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

zwischen dem von ihm so titulierten Veringenstadter Nazibürgermeister Schmid,
einem Typ des dumm-brutalen Bauern und der Sigmaringer Parteispitze, doch war
der Grund dieser Maßnahme eher in der katastrophalen Wohnungsnot zu suchen,
hervorgerufen durch den Zustrom unzähliger Flüchtlinge. Am 17. April verlagerte
Peters die wichtigsten Fundstücke und sein Aktenmaterial aus dem Arbeitszimmer
im Landeshaus in den dortigen Luftschutzkeller. Einen Tag später zog er mit seiner
gesamten Habe von Sigmaringen nach Veringenstadt um160. An eine Fortsetzung der
Höhlengrabungen in Veringenstadt war in den Wirren des Kriegsendes nicht mehr zu
denken. Der Volkssturm baute Notbrücken über die Lauchert, die der Bevölkerung
im Notfall die Möglichkeit geben sollten, in den Höhlen Schutz zu suchen. Am 24.
April rückten die Franzosen in Veringenstadt ein, in der Nikolaushöhle kampierte für
geraume Zeit eine Gruppe entflohener russischer Soldaten161.

Im Landeshaus in Sigmaringen hatte sich ein französischer Fernsprechtrupp einquartiert
. Da Eduard Peters zunächst keinerlei Informationen von dort erhielt, wähnte
er seine Funde in Sicherheit. Ende August teilte ihm Straßenwart Lieb aus Hettin-
gen mit, dass er vor kurzem im Luftschutzkeller des Landeshauses Umräumungen
habe vornehmen müssen und dabei auch Reste der Grabungsfunde in den Händen
gehabt habe. Peters hielt es nun geboten, diesen Sachverhalt selbst zu überprüfen und
vereinbarte mit Landeskonservator Walter Genzmer für den 10. September eine örtliche
Besichtigung. Das Ergebnis war geradezu niederschmetternd. Von dem gesamten
Inventar fanden sich im Luftschutzkeller nur noch einige Papptafeln mit befestigten
Silkes, drei Pappschachteln mit Tonscherben sowie die Schier von Peters. Das
Zimmer 5 war völlig ausgeräumt. Informationen über den Verbleib des Rests waren
nicht zu bekommen. Über diesen Tatbestand unterrichtete Peters am 12. September
den Ende Mai von der französischen Militärregierung eingesetzten Präsidenten von
Hohenzollern Clemens Moser. Peters bot an, da ihm zur Zeit jede Befugnis fehlen
würde, sich bei der Aufklärung des Sachverhalts in den Dienst des Präsidenten zu
stellen. Mosers Antwort vom 28. September konnte Peters nicht zufriedenstellen: an
dem Tatbestand sei nichts mehr zu ändern und ein Schuldiger sei nicht zu ermitteln!
Daraufhin schrieb Peters am 19. Oktober direkt an den französischen Gouverneur in
Sigmaringen, erhielt aber nie eine Antwort162. Weitere Nachforschungen wurden ihm
offenbar ausdrücklich untersagt. Gegenüber dem Physiker und Nobelpreisträger
Max v. Laue aus Göttingen, einem Wanderfreund aus besseren Tagen, formulierte
Peters vorsichtig, wohl die Zensur fürchtend: Die Nachforschungen nach dem Verbleib
meiner Sachen mußte ich aus bestimmten Gründen leider einstellen^. Alles
deutet darauf hin, dass die Grabungsfunde nach Einmarsch der französischen Besatzungstruppen
als Kriegsbeute abtransportiert wurden, was aber nicht an die Öffentlichkeit
gelangen durfte. Die noch heute kursierenden Gerüchte, die Gegenstände
wären in die Donau bzw. auf die Mülldeponie geschüttet worden, sind offensichtlich

160 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 153).

161 Erwin Zillenbiller: Stadt Veringen. Gammertingen 1963. S. 106 f.

162 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 153).

163 Nachlass Peters Veringenstadt (wie Anm. 59) Brief Eduard Peters an Max. v. Laue, 16.
Januar 1948.

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