Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 185
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0197
Die archäologische Erforschung der Höhlen des Oberen Donautals und seiner Seitentäler

Peters und Wilhelm Deecke während der Grabung 1933 erhalten, welchem bislang
unpublizierte Details entnommen werden können. Am 22. Juli meldet Peters: Nach
dreiwöchiger Arbeit ist das Fazit folgendes: es sind vertreten Latene, Hallstatt (?),
frühe Bronzezeit, Neolithikum und Mesolithikum. Das Mesolithikum ruht auf 1 m
verlehmtem Kalk, dann folgt das Anstehende in 5 m Tiefe. Die tief schwarze von mir
als paläolithische Schicht angesehene Kulturmasse ist also mesolithisch. Es ist dies
zwar eine Enttäuschung, aber eine angenehme, denn es handelt sich um meine im
Breisgau entdeckte nichtgeometrische Abschlagkultur, die wir nun mit ihren zahlreichen
Einschlüssen genauestens studieren können. Die uns bisher in die Hände gefallenen
Knochenwerkzeuge erinnern an die Aurignacienstücke und stellen Formen dar,
die für das Mesolithikum vollkommen neu sind, aber nun endlich einmal den Schleier
lüften, der über dem Protoneolithikum liegt. Diese Tatsache zeigt wiederum, welche
Bedeutung den Höhlenfunden zukommt. Es handelt sich um eine längere Besiedlung
, deren Zeugen wir in den zahlreichen Tierresten (u. a. Biber, Fische, Muscheln)
vor uns haben. Das Bruchstück eines kindlichen Unterkiefers lässt auf weitere
menschliche Reste schließen™. Am 6. August meldet Peters: Es ist inzwischen tüchtig
geschaffen und mit Schwarzpulver gesprengt worden. Im Falkensteiner Mesolithikum
fand sich nun auch eine Azilien-Harpune (Bruchstück) und ein Azilien-Rund-
kratzerchen330.

Kurz nach einem Besuch Deeckes an der Grabungsstätte Ende August weiß Peters
am 1. September Neues zu berichten: Sie kamen leider 1 Tag zu früh. Am nächsten
Tag trat die Sonne wieder auf den Plan und gleichzeitig fanden wir im Mesolithikum
ein an einem Ende beiderseits angeschliffenes Gesteinsstück (Diorit?), ein Vorläufer
des neolithischen Steinbeils. Die Linie Knochenglätter - Steinglätter - Steinkeil -
Steinbeil wird jetzt sichtbar. Inzwischen konnten wir 2 sehr schöne Hallstattherdplätze
freilegen™. Und am 16. September: Weitere Funde aus der Falkensteinhöhle
sind: 1 elegante Harpune, Knochengriffe, geschnitzte Knochen (u. a. Löffelchen?),
1 angebohrte Cerithium-Schnecke, weitere angebohrte Karpfenzähne - wir nennen
unsere Kultur jetzt kurz Ka-Ku [Karpfenkultur] - , in den letzten 2 Tagen rd. 1000
Silkes, viele Knochen, Haselnußmengen332.

Uber die Fülle der Ausbeute der Grabungskampagne berichte Peters am 1. Oktober
: Wir packen seit gestern Sachen. Bei der Hütte unter der Falkensteinhöhle stehen
9 Riesenkisten mit dem Material der Profilschichten, von denen jede wohl 3 Ztr.
wiegt. Im ganzen rechne ich mit 40-50 Ztr., die als Frachtgut befördert werden, weil
der Preis für ein Auto zu hoch ist. Wir konnten unsere Ka[rpfen]-Kultur bestens durch
eine ganz hervorragend schöne und vollständige Harpune sowie durch eine Fülle von
Resten der Nahrungstiere und einen förmlichen Haufen Nagetiere ergänzen, die
eines seligen Todes starben, als an den herumliegenden Knochen nichts mehr zu
nagen war. Für unseren Steinbeilvorläufer haben wir jetzt auch die Schäftung aus

329 Nachlass Peters Tübingen (wie Anm. 37) Brief Eduard Peters an Wilhelm Deecke,
22. Juli 1933.

330 Ebd. Postkarte Peters an Deecke, 6. August 1933.

331 Ebd. Postkarte Peters an Deecke, 1. September 1933.

332 Ebd. Postkarte Peters an Deecke, 16. September 1933

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