Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 218
(PDF, 55 MB)
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Rolf Vogt

Wäsche, Stiefel, Schuhe, Hosen, Pullover, weiß und blau, Fäden, Mützen, Mäntel,
alles, was man brauchen kann [...] Und was da im Dreck und Staub kaputt ging, es
war zum Heulen. Von einer allgemeinefn] Warenverschleuderung, auch in Landgericht
und Gefängnis, sprach Wilhelm
Holzhäuer. Ziele von Plünderern in
großem Stil waren die Wehrmachtseinrichtungen
im Fasanenwald und auf dem
Lindich. Alles war leer, als die Franzosen
selber Beute machen wollten. Sie befahlen
die Rückgabe43.

Bei Behörden und Parteiorganisationen
wurden sämtliche Geheimakten und
der Schriftwechsel politischen Inhalts
verbrannt, berichtete Walter Sauter. Im
Gaswerk sei ein Lastwagen vorgefahren,
um die Dokumente des Wehrmachtskommandos
zu beseitigen, das im Bahnhofhotel
Löwen residierte44. Auch privat
wurde vieles entsorgt.

Die Läden waren plötzlich voll. Jedenfalls
die Textilgeschäfte. Das Kreiswirtschaftsamt
rief am 16. April überraschend
neue Abschnitte der Reichskleiderkarte
zur Verwertung auf45. Wer
konnte, kaufte. Geld war genug da - der
Kaufkraftüberhang, den der Krieg produziert
hatte. Zum Schluss gaben Geschäfte ihre Bestände auch ohne Bezugsschein
ab. Sogar blaue Marineanzüge sollen plötzlich zu kaufen gewesen sein. Endzeitstimmung
. Als „seltsame Unwirklichkeit" erschien das alles schon ein Jahr später. August
Pretzl - wenn er denn der Autor ist - sah „Züge befremdlicher Haltlosigkeit" und
„Erscheinungen, aus denen man sehen konnte, wie rasch ein Volk nach dem Niederbruch
der äußeren Autorität auch seine innere Haltung verlieren kann und anerkannte
Moralbegriffe, wie die Unterscheidung von Mein und Dein, über Nacht ihre
Geltung verloren zu haben scheinen". Wir haben eine Woche hinter uns, die möchte

Franz Josef Simmendinger

43 Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21) S. 7f, 44. Wilhelm Holzhäuer: Tagebuch (wie
Anm. 29) 21.04.1945. S. 126. Heimatliches Kriegsgeschehen III (wie Anm. 1). Walter Sauter:
Als der Krieg der Heimat näher kam (wie Anm. 17). DERS.: Die letzten Blätter (wie Anm. 25).
Hechinger kleiden sich neu ein (wie Anm. 28). Nur Walter Sauter: Vor 20 Jahren: Eine Zeit
der Sorgen und Entbehrungen. In: HZ Nr. 204/04.09.1965, spricht von „Plünderung". Im
August 1945 war vor dem Militärgericht Hechingen ein Angestellter des Marinebekleidungsamts
wegen Diebstahls und Veruntreuung angeklagt, s. Nachrichtenblatt für den Kreis Hechingen
Nr. 6/31.08.1945.

44 Walter Sauter: Die gesamte Bevölkerung (wie Anm. 28).

45 Hz. Bl. Nr. 88/16.04.1945, 90/18.04.1945. Vgl. Heimatliches Kriegsgeschehen I (wie Anm. 1)

46 Heimatliches Kriegsgeschehen III (wie Anm. 1). Frida Zinser: Tagebuch (wie Anm. 21) S. 6

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