Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 230
(PDF, 55 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2006/0242
Rolf Vogt

Die Alliierten versuchten, die Ströme von rückwandernden Evakuierten, Flüchtlingen
aus dem Osten, ehemaligen Kriegsgefangenen, Zivilarbeitern und heimkehrenden
deutschen Soldaten in geordneten Bahnen zu lenken. Sie organisierten Transporte
, für die die Menschen vorher konzentriert werden mussten - ein Muster, das schon
der nationalsozialistische Staat angewandt hatte. In Hechingen wurden im Arbeitsdienstlager
russische Zivilarbeiter aus dem gesamten Kreis untergebracht. Um die
500. Uber dem Lagereingang soll ein Bild von Stalin gehangen haben. Das Ende des
Lagers kam am 11. und 12. September 1945. Zwei Sammeltransporte verließen
Hechingen. Am letzten Abfahrtstag hätten die Russen im Lager eine „wilde Schiesserei
" veranstaltet und die Einrichtung demoliert, wurde berichtet85. Ob die Zukunft,
der die Russen entgegen fuhren, besser war als ihre Hechinger Gegenwart?

10. ALSOS

Noch einmal zurück zum 22. April 1945. Ein Hauch Weltgeschichte durchstreifte
in der Nacht des französischen Einmarschs Hechingen, eine eigenartige Episode,
unbeachtet von den französischen Militärs. Die Alsos-Mission erreichte ihr Ziel.
Hechingen war im Visier der amerikanischen und britischen Spione. Die Amerikaner
interessierten sich brennend dafür, wie weit Otto Hahn und Werner Heisenberg mit
ihrer Arbeit und der deutschen Atombombe waren. Ein amerikanisches Spezialkom-
mando suchte nach den Wissenschaftlern. Offiziell handelte es sich um eine Scientific
Intelligence Mission mit dem Combat Name Lightning A. „Bhtz Alpha" war der
Einsatzname, Alsos der Codename. „Aktiviert" wurde die Einheit am 11. Mai 1944.
Militärischer Leiter war Oberst Boris T. Pash, wissenschaftlicher Leiter der niederländische
Physiker Samuel Goudsmit86.

Spätestens im November 1944 wussten die militärischen Sicherheitsdienste in den
USA, dass das aus Berlin ausgelagerte Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Hechingen
untergekommen war. Paris, Straßburg, Heidelberg, Horb und Haigerloch waren

85 Walter Sauter: Der Index zu den Hechinger Zeitungen (wie Anm. 83) S. 244. Chronik-
Entwurf (wie Anm. 1) S. 104, 107f. Rechnungen der Stadt für das Lager finden sich in Stadt-
AH. A200 Reg.-Nr. 9700, Ohne Titel. Der genaue Zeitpunkt der Auflösung ist nicht überliefert
, doch endeten nach der Ausländerliste der Stadt die Beschäftigungsverhältnisse der meisten
russischen Arbeiter in Hechingen am 11. und 12.09.1945, s. StAS. Ho 13 T 2 Nr. 716, Landratsamt
Hechingen: Befehl Nr 1792 des Generals Koenig. 2. Hechingen. Vgl. Rolf Vogt: Zwangsarbeit
(wie Anm. 4) S. 659.

86 Zur Alsos-Mission in Hechingen vgl. Burghard Weiss: „Forschungsstelle D" in Bisingen
(1943-1945). Alte Fragen - neue Antworten. In: ZHG 37 (2001). S. 179-220. Atom-Museum
Haigerloch (wie Anm. 53) S. 94f., 106-136. Burghard Weiss: Forschungsstelle D. Der Schweizer
Ingenieur Walter Dällenbach (1882-1990), die AEG und die Entwicklung kernphysikalischer
Großgeräte im nationalsozialistischen Deutschland. Berlin 1996. S. 48-54. Im Bürgerhaus
Haigerloch war vom 10.04.-03.07.2005 die Ausstellung „Geheimdokumente zum deutschen
Atomprogramm 1938-1945" zu sehen, s. SB Nr. 79/07.04.2005, 83/12.04.2005. Auf die weitere
Literatur zur deutschen Atomforschung im Zweiten Weltkrieg wird allgemein verwiesen.
Aktualisiert hat das Thema jüngst Rainer Karlsch: Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte
der deutschen Kernwaffenversuche. München 2005. 415 S.

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