Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
42(127).2006
Seite: 266
(PDF, 55 MB)
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Neues Schrifttum

früherer Renovierungen des 19. Jahrhunderts, die Dolmetsch beseitigte, hielt er ebenso
fest wie das Innere der Marienkirche vor der Restaurierung. Aber auch steinerne
Zeugnisse außerhalb der Marienkirche, etwa eine Bauinschrift der Peter- und Paulskirche
von 1246, das Aussehen des Johannesbrunnens von 1560 und zahlreiche Grab-
mäler auf dem Friedhof sind nur durch Skizzen Launers bildlich überliefert.

Sigmaringen Volker Trugenberger

Ruth Stützte: Die Botin: das etwas andere Leben der „Beuremer Elsa". Tübingen:
Silberburg-Verlag 2001. 176 S., zahlr. Abb.

Im kollektiven Gedächtnis der Bewohner der Zollernalb und des Steinlachtals hat
Elsa Saile, die nach ihrem Geburtsort Beuren bei Hechingen auch als „Beuremer"
Elsa bekannte Botengängerin, einen festen Platz. Jahrzehntelang gehörte sie zum
Ortsbild, wenn sie schwer bepackt, in ihren überdimensionalen Stiefeln und mit
ihrem unverwechselbaren Watschelgang zu Fuß nach Belsen, Mössingen oder
Hechingen unterwegs war, um für die Beurener Bürger Botengänge zu erledigen. Auf
dem Rücken schleppte sie die unterschiedlichsten Gegenstände, z.B. Schuhe, Sensen,
Wagenräder, Äxte, Schaufeln, Hacken, Ofenrohre und viele andere Gebrauchsgüter
der ländlichen Lebenswelt ins Tal, um sie bei den in Mössingen und Belsen ansässigen
Handwerkern reparieren zu lassen. Dabei überschritt sie nicht nur die geografi-
sche, historische und konfessionelle Grenze zwischen Hohenzollern und Württemberg
, sondern auch eine Epochengrenze, war das Botenwesen, ein Relikt aus früheren
Jahrhunderten, zu ihrer Zeit doch schon fast gänzlich ausgestorben.

Elsa Saile war eine Grenzgängerin und Außenseiterin, die sich in ihrer Lebensweise
, ihrem Verhalten, ihrer Sprache und in ihrem Denken grundlegend von ihren Mitmenschen
unterschied, weshalb diese sie als „wunderlich" oder „verrückt" bezeichneten
. Sie lebte in einer Welt einfacher Lebenspraktiken und pflegte ihre eigene Auffassung
von Religiosität jenseits konfessioneller und institutioneller Schranken.
Befremden löste auch ihre Angewohnheit aus, weggeworfene Dinge, wie Zigarettenschachteln
Papiertaschentücher, Kaugummipapier, Bierdeckel und sonstigen Abfall
vom Wegesrand aufzulesen und in ihrem Haus zu sammeln. Die Rückseiten der
Papierstücke pflegte sie mit Notizen aller Art, Einkaufslisten, Gedichten oder Segenssprüchen
zu beschriften. Als Elsa ins Altenheim ging, wurden acht Wagenladungen
dieser gesammelten Gegenstände abtransportiert.

Im Laufe der 80er Jahre gab Elsa Saile ihre Botengänge allmählich auf, und nach
einem Schlaganfall zog sie 1993 ins Hechinger Marienheim, später in ein Pflegeheim
nach Haigerloch. Dort starb sie 94-jährig am 15. August 2004.

Uber diese ungewöhnliche Frau hat die Kulturwissenschaftlerin Ruth Stützte ein
Buch mit dem Titel „Die Botin. Das etwas andere Leben der ,Beuremer Elsa'"
geschrieben, das mit dem ersten Landeskundepreis des Arbeitskreises Heimatpflege
im Regierungsbezirk Tübingen e. V ausgezeichnet wurde. Ein Blick auf den Inhalt
macht deutlich, dass es sich hier nicht um eine Biografie im klassischen Sinn handelt.
Der Text ist in drei Hauptabschnitte mit jeweils mehreren Unterkapiteln gegliedert.

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