Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 1
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KONRAD M. MÜLLER

Das große Sterben in Hohenzollern

1. EINLEITUNG

„Großes Sterben" - wo gab es in der hohenzollerischen Grafschaft Orte, die so
viele Einwohner an die Pest verloren, dass von einem „großen Sterben" berichtet werden
kann? Oder reichte es für dieses starke Wort, dass die Hälfte, ein Drittel oder nur
ein Viertel der Ortschaften an der Pest starb? Einige benachbarte oberschwäbische
und andere Gegenden waren für die Jahre 1348 bis 1350 nachweislich vom schwarzen
Tod - dem großen Sterben - betroffen. Es ist vorstellbar, dass die Pest von Fremden
hereingeschleppt wurde. Gilt das auch für die Gegend von Haigerloch, Hechingen
und Sigmaringen? Bekannt ist, dass die Pest in den genannten Jahren den Rhein
aufwärts, wohl auch den Neckar hinauf zog. Brachte da auch ein „Hausierer" ins Zol-
lerngebiet den Pestfloh, übernachtete im Gasthaus und am nächsten Morgen waren
die Hausbewohner der Pest verfallen? War einmal die Pest ausgebrochen, dann kehrte
sie in Abständen auch immer wieder zurück. Das lässt sich für das ausgehende Mittelalter
und die beginnende Neuzeit bis zum Dreißigjährigen Krieg auch im Hohenzollerischen
beobachten.

Die Vermutung, dass zur Mitte des 14. Jahrhunderts hier die Pest auftrat, lässt sich
aus verschiedenen Überlegungen gewinnen. Die Flurnamenforschung kennt besiedelte
Ortschaften, die nach der Pest nicht mehr bewohnt wurden. Nicht weil dort die
geringe Landbevölkerung starb, sondern weil sie in die größeren Orte, die wenigen
Städte, zog, in denen die dicht zusammenlebende Stadtbevölkerung der Pest zum
Opfer gefallen war. Diese Erkenntnis wird auch dadurch gestützt, dass Familiennamen
in einer bestimmten Stadt nach der Pest nicht mehr genannt werden, sondern
neue Familien in die leerstehenden Häuser einzogen. Ein gewichtiger Grund auf die
Pest zu schließen, ist die für diese Jahre nachgewiesene Judenverfolgung. Durch die
Ermordung der Juden, sollte vorbeugend unterbunden werden, dass die Juden die
Brunnen vergiften könnten, was ihnen in anderen Städten vorgeworfen wurde. Fast
in allen Städte, in denen Judenverbrennungen stattfanden, ist die Pest, wie um deren
Unschuld zu beweisen, trotzdem ausgebrochen. Die Pestjahre von 1356 oder 1358,
1361, 1369/70, 1380, 1397, 1407, 1427, 1439, 1450, 1495/96, 1501und 1519 werden in
verschiedenen württembergischen Quellen erwähnt, und es ist anzunehmen, dass das
zollerische Land nicht verschont wurde. Allerdings lässt sich nur in wenigen Orten
für diese Jahre ein Hinweis finden1.

1 Casimir Bumiller: Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter.
(Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollern Band 14). Sigmaringen 1990. S. 200.

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