Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 7
(PDF, 57 MB)
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Das große Sterben in Hohenzollern

Auch zwei Pfarrer waren unter den Betroffenen, nach dem letzten Pfarrer Lorenz
Steinhauser wurde das Totenbuch nicht mehr weitergeführt, obwohl die Pest bis ins
folgende Jahr wütete. Uber 40 Tote waren es schließlich in beiden Jahren. Auf dem
Neuneckerhof verstarb am 5. Januar 1635 Georg Hertkorn, ihm folgte im Spätherbst
Maria Hertkorn wegen der herrschenden Seuche, so ist es im Sterbebuch notiert14.

2.7 Grosselfingen

Die Verknüpfung zwischen Ortsgeschichte und dem volkskundlichen Wissen um
Sitten und Gebräuche ist nicht ungewöhnlich. Grosself ingen ist allerdings ein besonders
ergiebiges Beispiel dafür. Hier trifft einerseits das sehr ernste Thema der Pest mit
dem extrem entgegengesetzten Treiben bei der Fasnacht zusammen.

Nachdem die schweren Zeiten der für Grosselfingen nicht urkundlich nachweisbaren
, aber vermuteten Pestjahre in der Mitte des 14. Jahrhunderts überstanden
waren, setzte die Pest von 1439 der steten Einwohnerzunahme ein vorläufiges Ende.
Die Herren von Bubenhofen (1418-1522) ließen 1469 in ihrem Herrschaftsgebiet die
Uberlebenden zählen. Im Leibeigenenverzeichnis sind für Grosselfingen 275 Leibeigene
über 14 Jahre notiert. Bereits nach nicht einmal einem halben Jahrhundert, in
den Jahren nach 1510 setzte dann nicht nur in den hohenzollerischen, sondern auch
in den württembergischen Gebieten wieder ein Umschwung ein. Aus allen Himmelsrichtungen
gibt es Berichte von Seuchen, es werden Bruderschaften im Namen
des hl. Sebastian gegründet. In Grosselfingen rühren zwei Todesfälle 1513 die Gemüter
auf: Bei dem einen Toten ist die Todesursache unbekannt, den anderen trifft die
Todesstrafe. 1519 wird dann Grosself ingen wie die Umgebung von der Pest heimgesucht
. Wie viele der Pest erlagen, ist unbekannt, aber es müssen so viele gewesen sein,
dass im Jahr 1520 und auch 1548 in den 86 Familien 399 Personen gezählt werden,
und das ist zu wenig bei einem durchschnittlichen Wachstum seit 146915.

Ein Hinweis auf eine Pestzeit 1610/11 soll zum Dreißigjährigen Krieg hinführen.
1620 war die Bevölkerung auf 120 Männer, von Frauen wird nichts gesagt, aber vielleicht
sind es gleich wenig, geschrumpft. Der näher rückende Krieg, Hungersnöte
und Seuchen, vor allem die Pest, ließen im Jahr 1640 bzw. 1644 noch 31 bzw. 25 Männer
und 9 bzw. 4 Witwen zurück. Noch im Jahre 1660 standen 49 Höfe leer, die Einwohnerzahl
war wieder auf 74 Männer und 4 Witwen gestiegen16.

Wie verbindet sich nun die Geschichte mit dem Brauchtum an Fasnacht? „Das
ehrsame Narrengericht von Grosselfingen ist kein allgemeiner Fastnachtsrummel,
sondern ein jahrhundertealtes Spiel, das sich in alten, festgelegten Formen abwickelt.
Das eigentliche Narrengericht mit seinen Sitzungen und dem Strafvollzug bildet nur
einen Teil eines Gesamtspieles, dem eine Reihe von Einzelspielen eingegliedert ist.

14 Otto Hellstern: Glatt. In: Sulz. Sulz 1984. S. 398; Ders.: Geschichte der furstlich-hohen-
zollerischen Domäne Glatt-Oberhof. In: HH 42 (1990) S. 62.

15 Kraus, Leibeigenenverzeichis (wie Anm. 4) S. 113-129; Grosselfingen ein Rundgang durch
die Geschichte. 1296-1996. Hrg. Gemeindeverwaltung, Grosselfingen 1995.

16 Kraus, Folgen (wie Anm. 4) S. 30/31; Heimatbuch Bisingen-Steinhofen (wie Anm. 8)
S. 124/5; Grosselfingen (wie Anm. 15) 1995.

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