Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 143
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2007/0155
Severin Beck und der Wehrsteiner Kreis

von Gott gegeben. Was Beck in die Widersetzlichkeit trieb waren offenbar die Indok-
trination der Klerikalen im Erziehungswesen, die fehlende Fürsorge des Staates für
die Lehrer und die mangelnde Mitsprache des Volkes im Landtag. Was Beck persönlich
am meisten traf war die Unterstellung von Seiten des Regierungsmitgliedes Bannwarth
, er wolle sich lediglich aus niedrigen Beweggründen verheiraten.

Severin Becks Begabung, seine Mitbürger aufzurütteln und für den Widerstand
gegen die gegebene Herrschaft zu sensibilisieren, sollte ihn nach der Revolution in
große existentielle Nöte stürzen. Aber er übersah die Gesamtlage nicht und wollte im
Juni 1849 das Ende alles Strebens nicht wahrhaben. Dem bewaffeten Volk fehlte es an
einer militärisch erfahrenen und mutigen Führung. Eine Entscheidung konnte in Sigmaringen
nicht gefällt werden und jeglicher Schwung kam zum Erliegen. Becks Verzweiflung
über den drohenden Mißerfolg verführte ihn dazu, Drohungen auszusprechen
, die er nicht wahrmachen konnte. Die Kämpfe der Revolutionäre in Stuttgart
waren nicht so erfolgverheißend wie er vorgab, und kampfesunwillige Männer des
Oberamts Glatt mit dem Tode zu bedrohen war sein letzter Versuch, den Kampf für
die Reichsverfassung voranzubringen.

Die Enttäuschung Becks über die militärische Entwicklung muß riesig gewesen
sein. Zuerst mußte er hinnehmen, daß der hohenzollerische Truppenverband nicht
wirklich auf die Reichsverfassung vereidigt wurde, dann mußte er zusehen, wie das
leichte Bataillon nach Schleswig-Holstein marschieren sollte, um nach einigen
Wochen - die Reaktion war wieder an der Macht - sich (unter Führung von Genaral
v. Miller) gegen die Revolutionstruppen in Baden zu wenden.

Daß er dem Gottesgnadentum widersprach, lieferte den Grund für den Staatsanwalt
, Beck für unwürdig zu erklären, Kinder zu bilden und zu führen. Deswegen
durfte er nicht Lehrer sein, nicht einmal als Privatlehrer. Auch nachdem Beck sich vor
dem Fürsten gedemütigt hatte um seine Familie zu sichern, erhielt er keinen Gnadenerweis
. Er war in Ungnade gefallen, da er sich in den Augen des Fürsten als
undankbares Landeskind erwiesen hatte, das nach dem gegriffen hatte, was ihm nicht
zustand. Über dieses, sein Scheitern, konnte Severin Beck für sein restliches Leben
nur noch in Gram verfallen.

Dieses persönliche Scheitern führte ihn in jungen Jahren noch, 1860, zum Tode;
angepaßte Lehrer wie Michael Lehmann, blieben dem Staat erhalten, wenn auch letzterer
im Kulturkampf in Widersprüche zu Preußen und in Konflikte mit örtlichen
Nationalliberalen geriet. Dies ist aber ein anderes Thema. Eine neu geformte Lehrerschaft
machte den inneren Weg der Schulkinder „nach Preußen" frei.

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