Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 150
(PDF, 57 MB)
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Casimir Bumiller

den. Das von Peters in der Bibliothek von Burg Hohenzollern gewählte Ereignis fällt
ins Jahr 1423, als die Burg Hohenzollern durch Württemberg und die Reichsstädte
belagert und anschließend zerstört wurde. Dargestellt ist die Szene, wie sich der Haudegen
Friedrich von Zollern anlässlich der Belagerung durch den Tross der Württemberger
schlägt. Peters greift sogar den Bildaufbau Gegenbaurs auf. Wie auf dem Stuttgarter
Bild sieht man im Hintergrund links die Burg Hohenzollern brennen. Wie dort
sitzt Gräfin Henriette, gewappnet wie ein Ritter, auf einem Schimmel in der linken
Bildhälfte, während nun allerdings Graf Friedrich, diesmal in Waffen und zu Pferde,
mit einem kühnen Sprung über die württembergischen Kriegsknechte nach rechts
entkommt.

Dennoch bleibt Peters Replik auf Gegenbaurs Vorlage sowohl inhaltlich wie in der
Ausführung schwach. Obwohl das Gemälde in seinen Hell-dunkel-Effekten Dramatik
suggeriert, wirken der fliehende Zollergraf wie die überraschten Gegner weitaus
statischer als die dynamischen Gestalten in Gegenbaurs „Gefangennahme". Auch
historisch betrachtet bleibt die zollerische Antwort auf die Stuttgarter Herausforderung
eher schwach. Es ist nämlich quellenmäßig keineswegs verbürgt, ja eher unwahrscheinlich
, dass Gräfin Henriette persönlich an der Belagerung des Zollers 1423 teilgenommen
hat. Im übrigen wissen wir, dass Graf Friedrich bereits vor dem eigentlichen
Beginn der Belagerung die Burg verlassen hatte, um Hilfe zu organisieren9. Mithin
kann sich eine solche Szene, wie sie auf dem Bild „dokumentiert" wird, gar nicht
abgespielt haben. Selbst wenn man dem Bild noch die Aussage abgewinnen könnte,
dass der Ottinger in seinem Leben bisweilen auch Triumphe gefeiert hat, so kann es
doch die historisch verbürgte Gefangennahme nicht wirklich parieren. Insofern verlangt
der Bilderzyklus in der Bibliothek des Zollers nach einem eigentlichen Höhepunkt
, der der Stuttgarter Polemik einen wirklichen Triumph entgegen zu setzen hat.

Einen solchen triumphalen Höhepunkt des hohenzollerischen Bilderzyklus gibt
es in der Tat, doch bevor wir uns diesem näher zuwenden, möchte ich auf einen historischen
Exkurs einladen, der sich, ausgehend von unseren beiden Gemälden, geradezu
aufdrängt. Denn es ist ja doch auffällig, dass sich die beiden politischen Antipoden
Württemberg und Hohenzollern (-Preußen) in den Jahren um 1860 auf dem Feld
der Kunst eine Polemik lieferten, die sich jeweils desselben historischen Zusammenhangs
bedient. Und es kann kaum Zufall sein, dass beide Seiten in die Klamottenkiste
des frühen 15. Jahrhunderts greifen, um mit den dort vorgefundenen Kostümen
den politischen Diskurs um die nationale Frage des mittleren 19. Jahrhunderts zu drapieren
.

9 Zimmerische Chronik, nach der von Karl Barack besorgten zweiten Ausgabe neu herausgegeben
von Paul Herrmann. Meersburg/Leipzig 1932, Bd. 1 S. 261-265 und S. 269-280; vgl.
Ludwig Schmid: Zerstörung und Wiederaufbau der Burg Hohenzollern im 15. Jahrhundert.
Tübingen 1867.

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