Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 209
(PDF, 57 MB)
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Anton Fink: Die schwarzen und die heiteren Lose meines Erdenlebens

[57] Die Geistlichen wühlten persönlich unter der Hohenzollerischen Lehrerschaft
. Jeder (Pfarrer) in seiner Gemeinde suchte seinen Lehrer zu sich herüber zu
ziehen auf die Zentrums-Seite. Die Losung war: Katholische Lehrer gehören nicht in
den evangelischen Preußischen Lehrer-Verein. Da und dort hatten sie Erfolg. Der
katholische Rektor Keller91, Sigmaringen, wurde Vertrauens-Mann für die Geistlichkeit
. Die Lehrerschaft wankte. Ich merkte, sie stand nicht mehr in der Mehrzahl hinter
mir. Im Frühjahr 1912 gab ich meinen Rücktritt im Vereins-Organ öffentlich
bekannt. Die viele Aufregung hatte meiner Gesundheit schwer geschadet92. Lehrer
Elser93, Rangendingen, als Vorstands-Obmann, wurde mein Nachfolger. Ich wußte,
er führte nichts Gutes im Schilde und trachtete selbst nach der Führerschaft. Sein
Großvater war der Jude Stern in Neufra. Jüdisch war auch Elsers Verhalten mir und
der Sache des Lehrer-Vereines gegenüber. Mein Rücktritt war Erfüllung seines stillen
Wunsches.

[58]Plenar-Ver Sammlung in Sigmaringen im Jahre 1912

Die Plenarversammlung stand unter Elsers Leitung. Gesundheitlich konnte ich mir
neue Aufregungen nicht leisten und blieb weg. Hauptredner war Rektor Keller. Ein
katholischer Lehrer-Verein war sein Ideal und seine Forderung. Elser entgegnete mit
bittersüßen Worten. Es war weder gehauen noch gestochen. Ein Herr aus Köln vertrat
den Preußischen Lehrer-Verein. Bei der Abstimmung siegte der katholische
Anhang mit einer Stimme Mehrheit. Es war ein Unglückstag für den Hohenz. Lehrer
-Verband. Die alte Hohenz. Lehrer-Familie war zertrümmert. Sie spaltete sich in
den Katholischen- und in den Zollern-Verein.

Ungefähr 20 Jahre vegetierten die beiden Vereine neben einander. Weder der eine
noch der andere konnte seines Lebens sich freuen. Trennungs-Schmerz war der
nagende Wurm bei Beiden. Das Illte Reich, das Reich Adolf Hitlers, kam als Erlöser.
[59] Neues Leben blühet aus den Ruinen94. Die neue Lehrer-Vereinigung, frei von
jeder konfessionellen Färbung, kraft- und machtvoll steht sie da und berechtigt zu
den stolzesten Hoffnungen. Einer aber, Rektor Keller, geht gebeugten Hauptes durch
die Straßen von Sigmaringen. Keller wurde von seiner Höhe herabgestürzt an einem
Tage. Mit Gewalt mußte er einen katholischen Lehrer-Verein haben. Gerade diese, seine
einseitige, katholische Einstellung wurde ihm zum Verhängnisse. Sie stürzte ihn
vom Throne. Sein Unglück ist bedauerlich, aber selbst verschuldet! Warum konnte

91 Franz Keller, * Thalheim 11.2.1875, | Sigmaringen 15.2.1950. Seit 1906 Lehrer und
1924-1933 Schulleiter der kath. Volksschule Sigmaringen. St AS Dep. 1 T 6-7 Nr. 40.

92 Die Hohenz. Blätter berichteten am 23.2.1912: „Herr Hauptlehrer Fink in Sigmaringen hat
sein Amt als Vorsitzender des Hohenzollerischen Lehrervereins aus Gesundheitsrücksichten
niedergelegt."

93 Hauptlehrer Adolf Elser, t Tübingen 12.10.1925 im Alter von 54 Jahren. 1892-1919 Lehrer
und 1919-1925 Schulleiter in Rangendingen. Er war der Bruder des Haigerlocher Buchdruckereibesitzers
Stefan Elser. 1200 Jahre Rangendingen. Rangendingen 1995. S. 140,141, 245.
- Haigerlocher Bote 235 (12.10.1925).

94 Vollständiges Zitat aus „Wilhelm Teil" von Friedrich Schiller: Das Alte stürzt, es ändert
sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.

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