Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
43(128).2007
Seite: 235
(PDF, 57 MB)
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ROLF VOGT

Der Fall Otto Nerz - ein sporthistorisches Märchen.

Deutschlands erster Fußball-Nationaltrainer: Das Wunder von Neapel,
das Debakel von Berlin und die „Gleichschaltung" im Sport1

Heute jubeln die Fußballfans „Jogi" zu, gestern galten die Superlative „Klinsi",
davor war Rudi in aller Munde. Der erste Trainer der deutschen Nationalmannschaft
hieß Otto Nerz. Er war Hohenzoller und kam aus Hechingen. Der Deutsche Fußball
-Bund führt ihn mit 70 Länderspielen: 42 Siege, zehn Unentschieden und 18 Niederlagen2
. Nur Sepp Herberger, Helmut Schön und Berti Vogts haben mehr Spiele.

In der Weimarer Republik wurde Nerz 1926 Reichstrainer, im NS-Reich zog er
sich 1938 aus dem Fußballgeschäft zurück. Dazwischen liegen das Wunder von Neapel
und das Debakel von Berlin. In Neapel sicherte sich die junge Mannschaft von
Otto Nerz am 7. Juni 1934 mit einem 3:2 über die favorisierten österreichischen
Ballzauberer den dritten Platz der Fußball-Weltmeisterschaft, in Berlin schied die
Auswahl am 7. August 1936 beim Olympischen Fußballturnier mit einem 0:2 gegen
Norwegen schon in der Zwischenrunde aus. Mit der gesamten NS-Prominenz saß
Adolf Hitler unter den Zuschauern. Er sei nicht gerade gut gelaunt gewesen und
bereits vor Spielende gegangen, wird kolportiert.

Um Leben und Arbeit von Otto Nerz ranken sich Legenden und Märchen, an
denen die sporthistorische Diskussion der letzten zehn Jahre fleißig weiterstrickt. Das
Bild des Reichstrainers hat sich dabei erstaunlich gewandelt. Die frühe Literatur, die
mehr der Mannschaftsgeschichte verpflichtet ist, huldigt Nerz und seinen Nachfolger
Herberger gemeinsam als „Baumeister" der Nationalmannschaft, deren Werk der
Auftritt der sogenannten Breslau-Elf „die Krone setzt"3. Ein Dissens wird nicht
gesehen, auch der Trainerwechsel ohne Dramatik beurteilt.

1 Überarbeitete Fassung des Vortrags beim Hohenzollerischen Geschichtsverein am 24.10.2006
im Hohenzollerischen Landesmuseum Hechingen.

2 DFB-Website unter www.dfb.de/dfb-team/nationalteam/statistik/trainer/nerz. Dort wird
Nerz als DFB-Trainer von 1923 bis 1936 geführt (Abfrage 25.11.2007). Karl-Heinz Schwarz-
Pich: Der DFB im Dritten Reich. Einer Legende auf der Spur. Kassel 2000. S. 147, nennt 91
Länderspiele von 1926 bis zum Länderspiel gegen Portugal (1:1) am 24.04.1938. Er zählt das
Spiel gegen England am 14.05.1938 in Berlin nicht mit.

3 Gerd Krämer: Im Dress der elf Besten. Geschichte und Geschichten der deutschen Fußball-
Nationalelf. München 1965. S. 97, 169, 171. Erich Brodbeck: Zum 70. Geburtstag des Reichstrainers
Prof. Dr. Otto Nerz. In: Schwarzwälder Bote (künftig: SB) Nr. 244/20.10.1962, nennt
Nerz den ,,eigentliche[n] Schöpfer der deutschen Fußballnationalmannschaft".

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