Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 10
(PDF, 59 MB)
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Johann Georg Prinz von Hohenzollern

Große Sammler von Antiken waren im 15. Jahrhundert die Fürsten aus dem Hause Medici, wie
Cosimo d.Ä.(1389-1464), Piero il Gottoso , Lorenzo il Magnifico und vor allem die Päpste und
da besonders Paul II. (1418-1471) und Sixtus IV. (1471-1484), die ihre Skulpturensammlungen
in den Gärten, Innenhöfen, im Vatikan z.B. im Cortile del Belvedere aufstellten und zugänglich
machten, 1506 wurde letztgenannter als loco assai publico, also als ein öffentlich zugänglicher
Ort bezeichnet. In dieser Zeit entsteht auch der Begriff des Museums, vom
griechischen Museion abgeleitet, ein Ort der Musen, einem Ort der gelehrten Beschäftigung.
Im 16. Jahrhundert hat sich im Bereich der fürstlichen Residenz ein spezifischer Raum, das Studio
(Studierzimmer) ausgebildet. Es diente als Familienarchiv und als private Schatzkammer
mit Relquien, Prunkgefäßen, Gemmen, Kleinplastiken, kleinen Tafelbildern u.ä. Ein berühmtes
Studiolo besaß Isabella d'Este (1474-1539) in der Corte Vecchia des Palazzo Ducale in Man-
tua.

Hieraus haben sich die Kunst, - Wunder - oder auch Raritätenkammern, speziell an den deutschen
Fürstenhöfen entwickelt. Berühmte Beispiele sind etwa die von Herzog Albrecht V. v. Bayern
(1528-1579), in München, die 1553 fertiggestellt ist, wenig später die von Erzherzog
Ferdinand II. (1529-1595) im Schloß Ambras bei Innsbruck oder 1576 die Kaiser Rudolfs II.
(1552-1612) in Prag. Gelehrte Zeitgenossen nannten Kunstkammern ein'Theater der Weisheit
", als eine mit der Bibliothek verbundene, überschaubare, durch reichliche Inschriften erläuterte
Enzyklopädie alles Wißbaren.

In Sigmaringen gab es wohl nie eine Kunstkammer, ansatzweise vielleicht schon, denn der Altdeutsche
Saal muß, bevor dieses Museum enstand, so eine Art Kunst - und Wunderkammer
des Fürsten Karl Anton gewesen sein, wenn auch 300 Jahre später als die eben genannten. Sigmaringen
ist nicht Prag, Wien, Florenz oder München. Dies deutete Karl Anton auch seinem
neuen Konservator der Sammlungen und der Bibliothek Dr. Friedrich August Lehner an, der
1864 von Wien nach Sigmaringen kam, von der Großstadt mit ihrem geschäftigen Leben in
eine gemütliche und beschauliche Kleinstadt und dann doch bis 1894 blieb. So schlimm kann
es damals dann auch nicht gewesen sein.

Bis in unsere Tage hat es durch alle Jahrhunderte besessene Sammler gegeben, die bis an die
Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen sind. Einige Sammler seien genannt, die
dann gegen Fürst Karl Anton abgegrenzt werden.

Der schon erwähnte Kaiser Rudolf II. war neben Herzog Maximilian,dem späteren 1. Kurfürsten
von Bayern(1573-1651), ein glühender und rigoroser Sammler von Gemälden Albrecht
Dürers. Das ging so weit, daß er das Allerheiligenbild Dürers von Venedig, wo er es nach langjährigen
Bemühungen und mit großem finanziellen Aufwand erwarb, von ausgesuchten Männern
zu Fuß nach Prag tragen ließ. So kostbar war ihm dieser Erwerb. Während Rudolf
schließlich „nur" acht Dürerbilder sein eigen nennen konnte, gelang es dem schon erwähnten
Herzog Maximilian von Bayern mit nicht immer einwandfreien Mitteln elf Gemälde des
großen Nürnbergers in seinen Sammlungen in München zu vereinen. Wie so oft spielten auch
hier Macht und Geld die entscheidende Rolle.

Philipp II. (1527-1598) und Philipp IV. (1605-1665) von Spanien hatten Tizian und Veläzquez
als Hofmaler und letzteren als Ankäufer von Gemälden in Diensten. Kein Wunder, daß daraus
der Prado, der Vatikan aller Gemäldesammlungen enstehen konnte. Oder August der Starke
(1670-1733), der, nun auch König von Polen, mit Unsummen die Dresdner Sammlungen begründete
oder sein Sohn August 111.(1696-1763), der mit allen erlaubten oder weniger erlaubten
Mitteln Raffaels Sixtinische Madonna den Mönchen des Klosters San Sisto in Piacenza
abluchste und bei Ankunft im Dresdner Schloss, so wird es überliefert, sogar seinen Thron für
das Bild beiseite schieben ließ.

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