Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
44(129).2008
Seite: 13
(PDF, 59 MB)
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Die Wiedereröffnung des Fürstlichen Museums in Sigmaringen

großartig aussehen, wenn einmal meine Elfenbeinschnitzwerke und Emails nebst byzantinischen
Gerätschaften und Kirchengefäßen dort vereinigt sein werden, so dürfte dieser Saal allerdings
seinesgleichen suchen".

Etwa gleichzeitig wurde in München durch König Max II. das Bayerische Nationalmuseum gegründet
, das einen Neubau zeitgemäß in neogotischem Stil in der Maximilianstraße erhielt. Die
alten Ansichten der einzelnen Säle zeigen auch hier eine gewaltige Fülle von Kunstwerken fast
aller Gattungen, Stück an Stück gehängt, bzw. aufgestellt. Auch in den Gemäldegalerien
pflegte man bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die barocke bzw. Petersburger Hängung, d.
h. Gemälde in z.T. mehreren Reihen übereinander.

Der altdeutsche Saal quoll über, gleichfalls die Räume im sog. Kavalierbau, in denen neben
Waffen und Funden auch die in den letzten Jahrzehnten stark gewachsenen Bestände der Bibliothek
untergebracht waren. Letztere war größtenteils in Nebenräumen gestapelt, sodaß
eine Nutzung nicht mehr möglich war.

1861 entschloss sich Karl Anton für den Neubau der Bibliothek mit Lesezimmer und
Arbeitsmöglichkeiten anstelle der Wagenremise am Schloß.. Die Planung wurde Hofbaurat
Josef Laur und dem Düsseldorfer Regierungsbaurat Krüger übertragen. Der Saal sollte im Tu-
dorstil (1530-1600) mit einem Gewölbe mit Holzkonstruktion ausgeführt werden. Um die Formen
dieses Stils zu studieren, reiste Laur eigens nach England. 1862 wurde mit dem Bau
begonnen. Charakteristisch für den Tudorstil sind hohe, rechteckige Fenster, flache Bogenöff-
nungen, abgestufte Wandpfeiler und Zinnen am Dachsims. Von aussen wird der Bau durch die
sichtbaren Kalksteinquader und die Zierformen aus grauem Sandstein geprägt.
Aufgrund der verstärkten Sammeltätigkeit im Bereich der Bildenden Kunst, entschließt sich der
Fürst schon 1863 die Bestimmung des Bibliotheksgebäudes abzuändern und in diesen nun
seine gesamten Kunstsammlungen unterzubringen.

Es darf nicht vergessen werden, daß Karl Anton alle Entscheidungen von Düsseldorf aus fällen
musste, also bei diesem wichtigen Vorhaben nicht vor Ort war. Für den Ausbau der Sammlungen
allerdings war dies von größtem Vorteil, denn Schloß Jägerhof wurde zum Treffpunkt
der namhaftesten Düsseldorfer Künstler dieser Zeit, wie z. B.Oswald Achenbach, Andreas Müller
, Wilhelm Camphausen oder Benjamin Vautier, von denen er zahlreiche Gemälde erwarb.
Entscheidend für die Sammlung war die Freundschaft mit dem Historienmaler und Restaurator
Andreas Müller. Karl Anton schickt ihn zu allen größeren Auktionen im Rheinland, sowie
wiederholt zur Inventarisierung der im schwäbischen Raum vom Intendanten Mayenfisch erworbenen
Gegenstände nach Sigmaringen. Die größten und bedeutendsten Ankäufe erfolgten
auf Betreiben Müllers in den Jahren 1862/63. Von der berühmten Gemäldesammlung des
Johann Peter Weyer in Köln, die 1862 versteigert wurde, erwarb Karl Anton 29 Gemälde, darunter
Werke von Jan van Eyck, die später Gerard David zugeschrieben wurden, Stefan Lochner
, Rogier van der Weyden, Hans Memling, Bartholomäus Bruyn sowie der Kölner - und
Dürerschule. 1863 erwirbt Karl Anton auf einer Versteigerung bei Lemperts in Köln mehrere
Gemälde aus der Sammlung Abel, ein Marienbild von Barend van Orley, ein Triptychon von Rogier
van der Weyden und andere Werke der Kölner und niederländischen Schule.

Hofintendant von Mayenfisch erwarb nicht nur Kunstwerke vor allem der schwäbischen
Schule, sondern war auch selber ein sehr erfolgreicher Sammler, der aber dann in erhebliche
finanzielle Schwierigkeiten geriet, die dadurch behoben wurden, daß Fürst Karl Anton 1866
kurzerhand die ganze Sammlung für 46 666 Gulden aufkaufte. Sie enthielt eine große Anzahl
von Rüstungen, Waffen, kirchliche Geräte, Reliquiare, Ciborien und erstaunlicherweise auch die
soeben frisch restaurierte Augsburger Monstranz, die einst der Augsburger Fürstbischof Friedrich
von Zollern in Auftrag gegeben hatte. Ferner gehörten gotische Tafelbilder, Schnitzwerke,

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